© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  10/13 / 01. März 2013

Frisch gepresst

Tannenberg. Im Juli 1410 unterlagen die Ritter des Deutschen Ordens einem vielfach überlegenen polnisch-litauischen Heer im südlichen Ostpreußen, in der Schlacht von Tannenberg. Kein anderes Ereignis hat bis heute die Erinnerungskulturen des Ostseeraums so nachhaltig fasziniert. Der mit einiger Verspätung zum 600. Jahrestag erschienene Sammelband zu „Tannenberg–Grunwald–Žalgiris“ signalisiert die national divergierenden Deutungstraditionen bereits im Nebeneinander des deutschen, polnischen und litauischen Namens für die Schlacht. Entsprechend ist das Gros der Beiträger bemüht, sich aus nationalen Befangenheiten zu lösen, um hinter aktualisierenden Konstruktionen den komplexen spätmittelalterlichen Kontext dieses Gefechts freizulegen. Das gelingt leider nicht allen, zumal die Herausgeber einleitend einräumen, immer noch sei das Bild der Schlacht „stark ideologisch geprägt“. Etwa bei Martin Kintzingers (Münster) „Perspektivwechsel“, der nichts anderes bietet als die altbackenen Schablonen auf dem Niveau deutsch-polnischer Schulbuchempfehlungen. Oder wenn der litauische Mediävist Alvydas Nikžentaitis (Wilna) über die „neu zurückerhaltenen Gebiete Nachkriegspolens“ in Ostdeutschland schwadroniert. Solche Ausreißer beeinträchtigen aber den hohen wissenschaftlichen Rang des Werkes nicht, den es Kennern wie Sven Ekdahl, Klaus Militzer oder Jean-Marie Moeglin verdankt. (ks)

Werner Paravicini u. a. (Hrsg.): Tannenberg–Grunwald–Žalgiris. Krieg und Frieden im späten Mittelalter. Harrassowitz Verlag, Wiesbaden 2012, gebunden, 356 Seiten, 52 Euro

 

Messie-Syndrom. Sie sind unfähig sich zu organisieren, können nichts wegschmeißen und leben meist in elendigen Verhältnissen. Die Rede ist von Messies. Die Ursachen der psychischen Krankheit sind bis heute nicht ganz geklärt, die Folgen sind um so verheerender. Eva Roth weiß, wovon sie schreibt. Die Autorin war selbst jahrelang Messie. Mit ihrem „Messie-Handbuch“ will sie zeigen, wie man der Erkrankung auf die Schliche kommt und Betroffene erkennt. Dazu hat sie eigens einen Selbsttest entwickelt. Den Kern bildet allerdings ein herrlich selbstironisches „Messie-Alphabet“. Von A wie Abdeckplane über H wie Haufenbildung bis Z wie Zahnpastatube. Komplexes Thema gut aufgearbeitet. (ho)

Eva S. Roth: Das Messie- Handbuch. Chaos, Unordnung, Desorganisation. Klotz-Verlag, Eschborn 2012, broschiert, 252 Seiten, 19,90 Euro

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