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© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 10/13 / 01. März 2013
Umwelt Schnepfen gibt es viele, doch die Bekassine (Gallinago gallinago) ist eine besondere Art. Nur mittelgroß, aber besonders langschnäblig, lebt sie mit ein paar tausend Brutpaaren in Bayern, ist dort eine geschützte Art und darf nicht gejagt werden. Doch im Rest der EU sieht das ganz anders aus. Hier darf die Bekassine in ihren Winterquartieren, die vor allem in Frankreich, in Portugal und Spanien liegen, gejagt werden. Auch in Norwegen, Dänemark, einigen Balkanländern, Italien, Griechenland oder auf Malta wird die Flinte erhoben. Dagegen schießt sich momentan der Landesverband für Vogelschutz Bayern ein, der sich für gute Brutbedingungen des auch Moorvogel genannten Feuchtwiesenbewohners einsetzt, oft vergeblich. Denn ein Großteil der Kurzstreckenzieher, der im März nach Bayern heimkehren möchte, kommt nie an. Von den ein bis annähernd zwei Millionen Bekassinen würde jährlich etwa ein Viertel des Bestandes durch Jagd getötet. Das mache die Bekassine zur bedrohten Art. Das steht im scharfen Kontrast zur Eigenwerbung der EU, sich im stärkeren Maß für den grenzenlosen Arten- und Naturschutz einzusetzen. Die Vogelschützer haben an Brüssel entsprechende Ansprüche. Die Wahl der Bekassine zum Vogel des Jahres 2013 erweist sich daher als sehr geschickt (JF 2/13). Der Gegensatz zwischen Anspruch und Wirklichkeit der EU beim Artenschutz wird mit Blick auf die Bekassine besonders deutlich. Wenn sich die EU schon gegen ein wirtschaftlich völlig irrelevantes Tötungsvergnügen an einer bestandsgefährdeten Art nicht durchzusetzen vermag, wer will ihr da überhaupt noch viel zutrauen? Der Arten- und Naturschutz war eine der letzten Bastionen, in denen die EU und ihre Protagonisten die Vorzüge eines zentral organisierten Staatenbundes demonstrierten, aber selbst hier gibt es nun nicht mehr wegzudiskutierende Risse. Wer in Brüssel die Jagd auf die Bekassine hinnimmt, macht die EU noch mehr zur sinnlosen Veranstaltung. |