© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  11/13 / 08. März 2013

Daniel Krause. Der Homosexuelle war „links“ zu Hause, bis er wagte, den Islam zu kritisieren
Der Erwachte
Henning Hoffgaard

Ein linker, homosexueller, feministischer Lehrer? Kein Problem! Ein linker, homosexueller, feministischer – und islamkritischer Lehrer? Willkommen auf dem Abstellgleis!

Daniel Krause hat aus linker Sicht eigentlich eine Vorzeigebiographie. „Antifaschist“, ökologisch, pro Abtreibung, Soziologe, „Anhänger der Achtundsechziger“ und – wie sollte es anders sein – Veganer. Gäbe es da nicht einen kleinen Makel in Krauses Lebenslauf. Er hat sich einmal, für nicht einmal fünf Minuten, islamkritisch auf einer Demonstration der Partei Pro NRW geäußert: Als Homosexueller habe er Angst vor dem Islam, bekundete Krause – im Hemd mit Antifa-Emblem. Während Pro-NRW-Chef Markus Beisicht im Hintergrund zufrieden lächelte, verstanden Krauses linke Freunde weniger Spaß. Bald erschien ein Mittschnitt des Auftritts auf linksextremen Internetseiten, samt leidlich getarnten Aufrufen zur Gewalt. Auch bei der Dortmunder Schulleitung wird er denunziert und ganz schnell suspendiert.

„Durch die öffentlichen Äußerungen Dr. Krauses hat das Ansehen des Stadtgymnasiums erheblichen Schaden genommen ... (wir) distanzieren (uns) ausdrücklich.“ Zur Erinnerung: Krause hatte die Homosexuellenfeindlichkeit im Islam gegeißelt. Für seinen Arbeitgeber ein kritikwürdiges Anliegen. „Im nachhinein“, sagt Krause, „war die Rede bei Pro wohl der größte Fehler meines Lebens.“ Von der Partei distanziert er sich mittlerweile, „auch wegen ihrer schwulenfeindlichen Ausrichtung“.

Die Zeit seiner Pensionierung hat der 32jährige gebürtige Kölner genutzt, um ein Buch zu schreiben. „Als Linker gegen Islamismus“ soll es heißen und Mitte März im HJB-Verlag erscheinen. Also in jenem Haus, das auch die deutsche Version der Biographie des niederländischen Islamkritikers Geert Wilders veröffentlichen wollte (JF 7/13). Das jedoch scheiterte laut Verleger daran, daß eine mit dem deutschen Recht in Einklang zu bringende Ausgabe nicht möglich gewesen sei und Wilders entsprechende Änderungen ablehnte. Eigentlich sollte Krause bei einer Veranstaltung mit Wilders in Bonn Anfang Februar als Gastredner sprechen. Doch auch zu diesem ist Krause auf Abstand gegangen. Wilders’ Islamkritik teile er zwar, erzählt er gegenüber der JUNGEN FREIHEIT, nur mit seiner Kritik an EU und Euro könne er nichts anfangen. Da er sich nicht vereinnahmen lassen wollte, sagte er schließlich ab.

Wer mit Krause spricht, merkt schnell, wie bedrückend die Lage für ihn ist, er ist heimatlos. Die Linken wollen ihn nicht mehr, und mit den Rechten will er nicht. Kein Wunder also, wenn er seinem Buch voranstellt, daß dieses ausdrücklich kein „Abschied von grün-linker Gesinnung“ ist. Krause hat sich dennoch den Frust von der Seele geschrieben: Intolerante Linke, „verbohrte“ Rechte, gefährlicher Islam. Ein Hilferuf, den scheinbar keiner hören will.

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