© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  12/13 / 15. März 2013

Nach Gold und Immobilien erklimmen Aktien neue Höchststände
Rette sich, wer kann
Bernd-Thomas Ramb

Die New Yorker Börse meldet einen historischen Höchststand der Kurse und der deutsche Aktienindex Dax testet die magische 8.000er Marke. In den USA gilt für viele die dortige Finanzkrise als überwunden, in Deutschland ist jedoch – zumindest außerhalb der Siegesmeldungen der EU-Funktionäre – die Rettungsaktion des absaufenden Euro keinesfalls in trockenen Tüchern. Das trotz dieser widersprüchlichen Hintergründe synchrone Aktienhoch läßt vermuten, daß andere Ursachen vorliegen. Sie lassen sich am besten am amerikanischen Kursanstieg erklären.

In den USA ist die Vermögensanlage in Aktien anders als in Deutschland weit verbreitet – schon weil sie für die Sicherung der Alterseinkommen unerläßlich ist. Aus diesem Zwang heraus verarbeiten die Amerikaner Werteinbußen bei Aktien schneller und gelassener. Nach den schweren Verlusten der letzten Jahre – der Dow-Jones-Index rutschte von einem ähnlich hohen Stand wie heute am Ende des Jahres 2007 bis Mitte 2009 auf die Hälfte seines Wertes – vertrauten die meisten auf ein Wiedererstarken der Wirtschaft wie der der amerikanischen Aktienkurse.

Auch die deutschen Aktionäre mußten eine Halbierung des Dax-Wertes von 2007 bis 2009 verkraften. Hier stieg ebenfalls in den Folgejahren der Kurs wieder auf die alte Höhe. Allerdings überwiegen in Deutschland die institutionellen Anleger wie Banken, Versicherungen oder Vermögensverwaltungsgesellschaften. Diese denken ähnlich wie die US-Amerikaner: Nach dem Fall kommt der Wiederanstieg. Damit läßt sich die gleichförmige Kursbewegung bis dato erklären. Eine anschließende deutsche Sonderbewegung sollte jedoch nicht überraschen.

Deutschen Kleinanlegern sind Vermögensrücklagen in Form von Aktien bislang immer noch weitgehend suspekt. Die langfristigen Auswirkungen der konzeptionell gescheiterten Euro-Währung veranlassen jedoch ein Umdenken, das sich gravierend auf die Beurteilung der Aktie als Vermögensanlage auswirken könnte. Grundlage ist die zunehmende Einschätzung der Euro-Währung als inflationsträchtiges Geld. Die Europäische Zentralbank (EZB) überschwemmt in ihrem Bestreben, den Euro vor dem Zerfall zu bewahren, die Euro-Länder mit einer Flut von zusätzlich emittiertem Geld. Diesbezüglich steht ihr im übrigen die US-Notenbank Fed in nichts nach.

In der Folge steigt die Furcht vor einem bevorstehenden Kaufkraftverlust der Geldvermögen. Sie zwingt die Vermögensbesitzer zu einer Flucht in Sachwerte, deren Preise entsprechend ansteigen. Die Entwicklung des Goldpreises war ein erstes Indiz, die Explosion der Immobilienpreise ein zweiter Hinweis. Nun setzt die Suche nach alternativen Sachanlagen ein, deren Preise noch nicht so stark gestiegen sind. Daher sollte es nicht überraschen, wenn sich der Dax demnächst auf bisher unbekannte Höhen schwingt.

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