© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  12/13 / 15. März 2013

Umwelt
Tod auf dem Acker
Heiko Urbanzyk

Einige Tiere unserer Märchen und Sagen haben es nicht leicht in Deutschland. Wirklich sicher ist etwa den Fröschen nur ihr Platz auf roten Listen. Als wäre das Massensterben auf deutschen Straßen während der Krötenwanderungen nicht genug, sind die verwunschenen Prinzen auch auf Äckern in Gefahr. Zu diesem Ergebnis kommt eine im Magazin Nature (1135/13) veröffentlichte Studie der Universität Koblenz-Landau für das Umweltbundesamt (UBA). Handelsübliche Pestizide töten demnach einen Großteil der Frösche – trotz korrekter Anwendung. Die empfohlenen Einsatzmengen des Fungizids „Headline“ führten im Laborversuch bei Grasfröschen innerhalb einer Stunde zu einer Sterblichkeitsrate von 100 Prozent. Ein anderes Mittel mit dem gleichen Wirkstoff, aber anderen Zusatzstoffen, brachte „nur“ einem Fünftel den Tod.

Die Zusammenhänge seien zwar noch völlig unklar, „unsere Studie zeigt aber, daß schon jetzt dringender Handlungsbedarf besteht“, meint Studienleiter Carsten Brühl. Das UBA fordert daher, den Schutz der Amphibien „in der Produktzulassung, aber auch in der landwirtschaftlichen Praxis stärker zu berücksichtigen“, so dessen Präsident Jochen Flasbarth. Bei den Zulassungskriterien kämen die Auswirkungen auf Frösche und andere Amphibien derzeit nicht als Kriterium vor. Das UBA setzt zudem auf die Ausweitung des Ökolandbaus, da dieser auf den Einsatz chemisch-synthetischer Pestizide verzichte. Doch in der Praxis vollzieht sich eine „Abkehr vom Bio-Boom“ (FAZ). Derzeit kehren viele Biobetriebe wieder zum konventionellen Anbau zurück – wegen hohen Verwaltungsaufwands, magerer Fördermittel und dank des Erneuerbare-Energien-Gesetzes: „Landwirte können ein Vielfaches verdienen, wenn sie eine Biogasanlage statt ökologischem Landbau betreiben“, klagt Jürn Sanders vom Thünen-Institut für ländliche Räume in Braunschweig.

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