© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  12/13 / 15. März 2013

Frisch gepresst

Journalismus. Bild dir keine Meinung – zumindest nicht vorschnell, nicht ohne Zweifel an den tonangebenden Medien, die vermeintlich aufklären, während sie in Wirklichkeit oft Desinformation betreiben. Daß ihre „Ritualschlachtung“ (Johannes Gross) nicht selten unbewußt oder fahrlässig geschieht, bewies 1995 die Ölplattform Brent Spar, als sich deutsche Mainstream-Medien von Greenpeace und deren Kampagnechef Thilo Bode als willfähriges Propagandawerkzeug einspannen ließen. Dies beschämende Kapitel, stellvertretend für das weite Versagen und die Korrumpierung der Vierten Gewalt, findet sich in der Philippika „Blattkritik“ des Publizisten Anton Hunger. Der einstige PR-Chef von Porsche rechnet schonungslos mit dem selbstgerechten und von einem moralischen Rigorismus erfüllten „Qualitätsjournalismus“ ab, nicht zuletzt mit der – spätestens seit der Wulff-Affäre – sich als „Leitmedium“ sehenden Bild-Zeitung. Diese sei nach wie vor ein „Schmuddelblatt“, für das selbst die Adelung des Spiegel, es spiele die Rolle einer rechtspopulistischen Partei, „zuviel der Ehre“ sei. (cd)

Anton Hunger: Blattkritik. Vom Glanz und Elend der Journaille. Klöpfer & Meyer Verlag, Tübingen 2013, gebunden, 19,50 Euro

 

NPD. Für NPD-Chef Holger Apfel läuft es derzeit alles andere als gut. Schlechte Wahlergebnisse, Streit mit der Bundestagsverwaltung über Zahlungen aus der Parteienfinanzierung und dazu noch das drohende Verbotsverfahren. Apfels Amtsantritt vor anderthalb Jahren stand von Anfang an unter keinem günstigen Stern. Parteiinterne Streitigkeiten nähren zudem seit Wochen die Gerüchte, Apfels Vorgänger, Udo Voigt, könnte an seinem politischen Comeback arbeiten. Mehr als 15 Jahre, von 1996 bis 2001, stand Voigt an der Spitze der Partei und prägte mit seinem Vier-Säulen-Konzept maßgeblich ihr politisches Erscheinungsbild. Eine Bilanz seiner Amtszeit ist nun in der Reihe „Extremismus und Demokratie“ der beiden Extremismusforscher Uwe Backes und Eckhard Jesse erschienen. Die Dissertation von Marc Brandstetter, Mitarbeiter der Internetseite endstation-rechts.de, zieht eine gemischte Bilanz. Zwar sei es Voigt gelungen, die Partei aus der Bedeutungslosigkeit herauszuholen, doch fand unter ihm auch eine Radikalisierung statt, die schwelende Flügelkämpfe noch befeuerte. Letzteren fiel Voigt am Ende selbst zum Opfer. (krk)

Marc Brandstetter: Die NPD unter Udo Voigt. Organisation, Ideologie. Strategie. Nomos Verlag, Baden-Baden 2013, broschiert, 402 Seiten, 59 Euro

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