© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  13/13 / 22. März 2013

Papst Franziskus
Einfach katholisch
Wolfgang Ockenfels

Der neue Papst hat das Zeug dazu, ohne anbiedernden Populismus populär zu werden. Seine Wahl kam so überraschend, daß es selbst den notorischen Kirchenkritikern einstweilen die Sprache verschlug. Papst Franziskus überrascht durch den einfachen, spontanen, schnörkellosen Stil, in dem er die alte Botschaft des Christentums neu belebt. Und auf liebenswürdige Weise radikalisiert. Die Erwartungen an den „Reformpapst“ sind freilich sehr groß und unterschiedlich. Und daß er sie nicht alle bedienen kann, ist jetzt schon klar.

Ein Räumungsverkauf katholischer Wahrheitsansprüche findet nicht statt. An der Substanz von Glauben und Sitte wird dieser Papst nicht rütteln. Was aber ist mit seiner Forderung nach einer „armen“ Kirche, die vor allem für „die Armen“ wirken soll? Das ist eine urchristliche Herausforderung und keine befreiungstheologische Erfindung. Links angehauchte Populisten in Lateinamerika befürchten, der Papst könne ihnen das Wasser abgraben. Deshalb wundert es nicht, daß sie dem früheren Jesuitenprovinzial Bergoglio eine Kollaboration mit der argentinischen Militärjunta unterstellen. Aber was kümmert es schon den Papst, als Reaktionär zu gelten, wenn er die katholische Soziallehre realisiert?

 

Professor Dr. Wolfgang Ockenfels ist Publizist und lehrt christliche Sozialethik an der Theologischen Fakultät in Trier.

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