© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  13/13 / 22. März 2013

US-Behörden ermitteln wegen Goldpreismanipulationen
Fixing unter Verdacht
Bruno Bandulet

Jeden Werktag um 10.30 und 15 Uhr greifen die Goldhändler von fünf Großbanken, darunter der Deutschen Bank, in London zum Telefon, um Angebot und Nachfrage am Goldmarkt zur Deckung zu bringen. Mit in der Leitung sind die Großkunden der Finanzinstitute, deren Kauf- und Verkaufsaufträge so lange angepaßt werden, bis sich alle Beteiligten auf einen Preis geeinigt haben. Die beiden Fixings, die so zustande kommen, dienen als Referenz für zahlreiche andere Abschlüsse am internationalen Goldmarkt.

Es wäre ein beispielloser Skandal, würde auch hier – wie beim Referenzzins Libor (JF 30/12) – manipuliert. Verständlich also, daß die Meldung, eine US-Aufsichtsbehörde werde möglicherweise ermitteln, großes Aufsehen erregt hat – zumal die Gerüchte, der Goldpreis werde von gewissen Banken gedrückt, seit Jahren nicht verstummen wollen. Nur hat sich die amerikanische Commodity Futures Trading Commission (CFTC), von der hier die Rede ist, den falschen Adressaten ausgesucht. Wenn manipuliert wird, dann nicht beim Fixing, sondern an den Märkten für Terminkontrakte, Optionen und andere Derivate. Die sind ebenso undurchschaubar, wie das Fixing transparent ist. Allein die US-Banken haben Edelmetall-Produkte im Gegenwert von schätzungsweise 200 Milliarden Dollar ausstehen, die nicht oder nur zum Teil mit physischem Metall unterlegt sind. Würden die Gold- oder Silberpreise unkontrolliert steigen, hätten sie ein Problem.

Abgesehen davon haben US-Banken an der New Yorker Terminbörse Comex große Mengen an Gold und Silber leer verkauft – Metall also, das sie gar nicht besitzen. Das ist legal, solange solche Geschäfte nicht auf Manipulation abzielen. Ob es am amerikanischen Silbermarkt mit rechten Dingen zugeht, wird von der CFTC bereits seit 2008 untersucht. Das Ergebnis steht immer noch aus. Besser also, die Amerikaner, die für London eigentlich gar nicht zuständig sind, kehren vor der eigenen Haustür.

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