© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  13/13 / 22. März 2013

„Schert euch aus der Stadt“
Krimi mit Musik: Wagnerund Verdi-Verehrer im Duell
Petra Knoll

Musik und Text, wie geht das zusammen? Als Gesangstext allemal, egal ob Pop oder Oper. In der Operette gibt es zuweilen auch gesprochene Passagen, ohne musikalische Flankierung. Aber ein vorgelesener Krimi mit vier Streichern der Nürnberger Symphoniker?

„Ein Experiment“, räumt der Autor Dirk Kruse (49) gleich zu Beginn ein. Er habe den Krimi extra für das Streichquartett e-Moll von Giuseppe Verdi geschrieben. Und die zwei Streicherinnen und zwei Streicher der Symphoniker interpretierten das gut zwanzigminütige Kammerstück genau so, wie es in der Kurzgeschichte steht. Nur spielen darin nicht die Symphoniker, sondern das Manzoni-Quartett aus Italien.

Im Krimi des im Studio Franken beim Bayerischen Rundfunk beschäftigten Literatur-, Theater- und Musikkritikers Kruse ist die Stimmung zum 200. Geburtstag von Wagner und Verdi aufgeladen. Fans beider Komponisten prügeln sich seit Monaten immer wieder. Allein 43 Verletzte beklagt die Nürnberger Oper während einer Aida-Premiere.

Und jetzt kommt das Manzoni-Quartett in die Stadt: Bereits am Flughafen erhalten die vier Musiker zeitgleich eine SMS: „Schert euch aus der Stadt oder einer von euch wird heute abend sterben. Vivat Wagner!“ Polizisten kontrollieren die Eingänge des Musiksaals der Nürnberger Symphoniker auf dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände. Ein Sprengstoffspürhund schnüffelt durch den Saal. Beamte in Zivil sitzen in der ersten Reihe. Das Manzoni-Quartett beginnt mit Brahms, dann folgt Verdi: zupackend, außerordentlich dynamisch, die vier Streicher steigern sich in immer neue Dialoge. Bis der erste Geiger, Herr Manzoni, in sich zusammensackt und vom Stuhl fällt. Tot. Amateurdetektiv Frank Beaufort und sein bester Freund, Justizsprecher Ekki, durchleuchten den Fall.

Soweit die Welt der Fiktion. In Wirklichkeit ist das Verhältnis zwischen Wagner- und Verdi-Verehrern viel entspannter. Lediglich an der Mailänder Scala gab es im Dezember 2012 Proteste gegen Wagners „Lohengrin“, der die Saison eröffnete. Nach dem Premierenbeifall folgte die italienische Nationalhymne, dirigiert vom bauernschlauen Daniel Barenboim.

Die nächste Aufführung des„ Verdi-Komplotts“ findet statt am 24. März um 11 Uhr im Dehnberger Hof-Theater, Dehnberg 14, 91207 Lauf. Kartentelefon: 0 91 23 / 9 54 49-1

www.dehnbergerhoftheater.de

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