© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  13/13 / 22. März 2013

Umwelt
Prekärer Artenschutz
Volker Kempf

Mit dem Ergebnis der in Bangkok zu Ende gegangenen 16. Artenschutzkonferenz (Cites) sind Tierschützer zufrieden. Erstmals sind kommerziell genutzte Fische mit Handelsbeschränkungen bedacht worden. Nur noch aus nachhaltig genutzten Beständen dürfen etwa Hammer-, Herings- und Weißspitzenhaie stammen, um gejagt und gehandelt zu werden. China räumte ein, wie schwer das zu kontrollieren sei, denn Haifischflossen würden sich zwischen den Arten oft kaum unterscheiden – und die Hälfte des „Rohstoffhandels“ für die chinesische Yu-Chi-Suppe läuft über Hongkong, wäre zu ergänzen. Und was sind „nachhaltige Bestände“? Dennoch soll die Cites-Vereinbarung in 18 Monaten greifen. Auch kleinen Schildkröten gilt nun der besondere Schutz. Der Handel mit Tropenhölzern und Elfenbein wurde unter verschärfte Regeln gestellt.

Über 200 Arten haben letztlich von dem Cites-Treffen profitieren können. Wermutstropfen gibt es mit Blick auf die Eisbären, denn deren Schutz scheiterte an der Trophäenjägerei. Der Widerstand vor allem Kanadas war hierbei zu groß. So bemerkenswert die Einzelerfolge der Artenschutzkonferenz sind, so bleiben sie doch lediglich ein Tropfen auf den sprichwörtlichen heißen Stein. Zwischen 1.000 und 2.000 Arten sterben jährlich aus, größtenteils durch menschliche Einflüsse. Etliche Spezies sterben aus, noch ehe sie auf der „Roten Liste“ erscheinen. Ein Wettlauf mit der Zeit. Bei mehr als sieben Milliarden Menschen kann das alles nicht weiter verwundern, weil ihre Ansprüche notwendigerweise die Tier- und Pflanzenwelt verdrängen. Das gilt um so mehr, als in aufstrebenden Volkswirtschaften wie China der Hunger nach tierischer Kost zunehmend befriedigt werden kann – aber nur solange der Vorrat reicht. Das sind die Bedingungen, unter denen der Artenschutz steht. Die Lage bleibt prekär, darüber können einzelne Schutzmaßnahmen nicht hinwegtäuschen, so wichtig jede für sich ist.

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