© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  14/13 / 29. März 2013

Stefan Homburg. Der deutsche Starökonom sagt dem Euro den Untergang voraus
Professor Klartext
Markus Brandstetter

Er tut es im Spiegel, im Focus, in der Zeit, der FAZ – ja sogar auf dem Online-Portal „Muslim-Markt“. Er tut es im Radio und im Fernsehen. Er tut dort, was die Politik am meisten fürchtet: Er läutet dem Euro das Totenglöcklein. „Meine Beerdigung wird nicht in Euro bezahlt“, prognostizierte er schon 2011. Das ist typisch Stefan Homburg, „der zu den herausragenden Ökonomen Deutschlands“ (Süddeutsche Zeitung) zählt.

Das liegt nicht nur daran, daß er, wie die Zeitung weiter schreibt, mit seinen Ansichten „zuweilen zunächst recht einsam dasteht“, bis ihm mehr und mehr Kollegen zustimmen. Das liegt auch an Homburgs erfrischend frecher Art. Dem Spiegel etwa gestand er: „Inzwischen habe ich einen namhaften Betrag in griechische Anleihen gesteckt. Damit schlafe ich wunderbar, weil ich an die grenzenlose Dummheit der Bundesregierung glaube. Sie wird zahlen.“ Kein Wunder, daß fast jede Redaktion im Land ihn zum Interview lud.

Dabei ist Stefan Homburg nicht etwa ein journalistisch zuspitzender Finanzbuchautor, sondern Professor an der Leibniz-Universität Hannover und dort Direktor des Instituts für Öffentliche Finanzen. Der 51jährige Sauerländer hat eine brillante Karriere gemacht. Dabei wollte er eigentlich nach der zehnten Klasse Werkzeugmacher werden. Doch dann gelang das Abitur, und er spielte mit dem Gedanken, Maschinenbau und Betriebswirtschaft zu studieren, bevor er schließlich bei den Volkswirten landete; zusätzlich Mathematik und Philosophie belegte, womit er sein rigoroses Denken schulte. Dann ging es Schlag auf Schlag: in jeweils zwei Jahren promoviert und habilitiert, mit 29 Jahren Deutschlands jüngster Professor.

Gern kolportiert wird diese Geschichte von der Uni Köln, Anfang der achtziger Jahre: Erstsemester hören ihren Professor, der mit viel Mathematik einen ökonomischen Sachverhalt darstellt. Da ruft ein junger Mann mit wildem Haar, Stirnband und Hawaiihemd von hinten durch den Hörsaal, daß die Gleichungen ja schön und gut seien – aber nur unter bestimmten Voraussetzungen gälten. „Bitte!“, sagt der Professor, und zeigt auf die Tafel. Ohne Zögern führt der junge Homburg den Beweis und schließt siegessicher mit: „Quod erat demonstrandum.“

Doch das Professorendasein reichte Homburg von Anfang an nicht – er will in die Politik und hinter den Kulissen etwas bewegen. So berät er die Bundes-CDU in Fragen der Gesundheitspolitik, gilt als Souffleur Angela Merkels in Steuersachen – bis er den Koalitionsvertrag in der Luft zerreißt, worauf der Kontakt abbrach.

Inzwischen findet sich sein Name auf der Unterstützerliste der neuen Euro-kritischen Partei „Alternative für Deutschland“. Ist diese schlau, setzen sie Homburg in Zukunft stets ganz vorne ein, da er in der Sache wie ein Fachmann, in der Sprache aber wie ein Bürger reden kann.

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