© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  14/13 / 29. März 2013

Zeitschriftenkritik: Abenteuer Wege
Entlang der Donau bis ans Schwarze Meer
Werner Olles

In der nunmehr dritten Ausgabe von Abenteuer Wege, dem „Magazin für Menschen in Bewegung“, werden am Thema Reisen interessierte Leser neben eindrucksvollen und elegant bebilderten Reportagen wieder eine Menge hintergründigen Lesestoff finden, den man in den üblichen Reise- und Outdoor-Zeitschriften in aller Regel vergeblich sucht. So präsentiert das aktuelle Heft (1/2013, Februar–April) im Routen-Teil von der 400-Kilometer-Tour zweier Mountainbikerinnen durch den Südwesten Deutschlands über die Entdeckung der schwedischen Hauptstadt Stockholm bis zur Geschichte des schweizerischen Gotthardpasses eine Fülle überwältigender Wegstrecken in all ihren Facetten, bei denen das In-Bewegung-Bleiben erst die Voraussetzung für das Bewältigen der Wege bildet.

Zu den schönsten Trekkingstrecken der Erde zählt die Route um das Annapurna-Massiv im nepalesischen Himalaya. Von subtropischen Regenwäldern führt der Weg hinauf in eine Welt aus Eis und Stein, Auge in Auge mit den Achttausendern. Unterwegs liegen malerische Orte mit jahrhundertealten Ziegelhäusern, die sich tief ins Tal des Kali Gandaki ducken. Hier befand sich früher das Tor zu jenem geheimnisvollen, einst unabhängigen buddhistischen Königreich Upper Mustang, das noch heute Sperrgebiet und für Einzelreisende tabu ist. Bis 1950, als Maos Truppen Tibet überfielen, profitierte es von der Handelsroute entlang des Flusses. Karawanen brachten Salz aus dem Hochland nach Indien, luden im Gegenzug Gewürze, Tee, Gerste und Tuch. Mit Tibets Besetzung brach dieser schwungvolle Handel zusammen, und Mustang verlor seine wichtigste Einnahmequelle.

Kaum weniger abenteuerlich gestaltet sich die Erkundung der Donau per Motorrad. Europas zweitlängster Fluß verbindet auf über 2.800 Kilometern zehn Länder, darunter die reichsten und ärmsten Ecken unseres Kontinents, die früher durch den Eisernen Vorhang getrennt waren. Wenig erinnert heute noch an diese Tragödie, sieht man einmal von der Plattenbau-Skyline von Bratislava (Preßburg) ab. Mystische Bilder erwarten die Abenteurer: ein silbern schimmernder Fluß, die uralte Steinerne Brücke in Regensburg, jahrhundertelang die einzige Donaubrücke zwischen Ulm und Wien, Barockklöster, die unsterbliche Wiener Staatsoper, das prächtige Benediktinerstift in Melk. Weinberge und Obstgärten säumen die Strecke bis Krems, Sonnenblumenfelder mit rotem und weißem Mohn tauchen die ungarische Landschaft in leuchtende Farben, dann liegt Budapests Wahrzeichen, die Kettenbrücke vor den Reisenden.

Vorbei an den zerbombten Häusern von Vukovar, wo der Kroatienkrieg von 1991 bis 1995 am schlimmsten tobte, und dem Karpatendurchbruch am Eisernen Tor, der die Donau in Rumänien von Serbien trennt, werden die Begegnungen in der Walachei rar. Doch hinter verrotteten Industrieanlagen, windschiefen Verkehrsmitteln, Armut und Verfall in Rumänien und Bulgarien funkelt schließlich das Schwarze Meer.

Kontakt: PLAN b. Medien, Bergwiese 9, 74245 Löwenstein. Das Einzelheft kostet 7,50 Euro, das Jahresabo mit vier Ausgaben 28 Euro.

www.abenteuer-wege.de

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