© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  14/13 / 29. März 2013

Umwelt
Ronalds Schüler
Heiko Urbanzyk

In Zeiten knapper Kassen suchen Kämmerer und Minister Hilfe. Die boten Finanzberater – Cross Border Leasing (CBL) oder Public Private Partnership (PPP) hießen ihre Heilsversprechen. Was die bedeuten, verstanden die Kassenwarte nie, nur die Steuerzahler wissen inzwischen, daß es Geschäfte zu ihren Ungunsten sind. Bei CBL zog die US-Regierung den Stecker, die öffentlich-privaten „Partnerschaften“ laufen weiter. Nach dem Willen von Agrarministerin Ilse Aigner und der Deutschen Stiftung Verbraucherschutz sollen diesmal unsere Kinder dran glauben – im doppelten Wortsinne. Denn McDonald’s wird künftig ein „Partner“ der Ernährungsbildung an deutschen Grundschulen. Mitte März hat die CSU-Politikerin das „Bündnis für Verbraucherbildung“ an einer Berliner Schule ins Leben gerufen – nicht direkt mit dem Bulettenkonzern aus Illinois, doch über den Lobbyverein „Die Lebensmittelwirtschaft“ sitzt Ronald McDonald mit am Tisch.

Die Imbißketten seien bislang „nicht als Experten für ausgewogene Ernährung aufgefallen, sondern eher als Experten für fettige Hamburger“, empörte sich der Verbraucherschutzverein Foodwatch. Eine direkte Einflußnahme gebe es wohl nicht, aber über Sport- und Bewegungsprogramme würde dafür gesorgt, daß sich in der eigenen Branche nichts ändern müsse – nach dem Motto: Wer nach Burger, Pommes und Cola ein paar Runden um die McDonald’s-Filiale rennt, hat die Kalorien schnell verbrannt. Bildung in der Schule und knallharte Lobbyarbeit gegen Nährwertkennzeichnungen – wie paßt das zusammen? Foodwatch fordert: „McDonald’s raus aus der Schule!“ Richtig so. Bisher 30.000 Menschen sind dem Internet-Protest gefolgt. Doch „Meckes“ ist ein ungebrochenes Kulturphänomen, die Schüler bestimmen in den Pausen ihr „Bildungsprogramm“ selbst. Die Nachwuchskolonnen kennen nur eine Richtung: Hin zu McDonald’s, Burger King & Co.

www.foodwatch.org

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen