© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  16/13 / 12. April 2013

Haltungsnote
Alles andere ist Sozialismus
Christian Rudolf

Eigentum verpflichtet“, sagt das Grundgesetz. Doch es gewährleistet auch das Eigentumsrecht, das Grundlage jeder freiheitlichen Gesellschaftsordnung ist. Mit der damit verbundenen Verfügungsmacht kann der Eigentümer nach Gutdünken verfahren. Er kann mit seinem Eigentum die Existenz seiner Familie sichern, er kann investieren, sein Geld verprassen oder es vermehren, ganz wie es ihm beliebt. Alles andere wäre ja Sozialismus.

Einer, der einst mit den Füßen gegen die Roten abstimmte, ist der in Ost-Berlin geborene Rapper Sido. Heute hält er marktwirtschaftliche Grundsätze hoch: In der dritten Folge von Stefan Raabs Polit-Spiel- und Quatsch-Show „Absolute Mehrheit“ zu Gast, bekannte er frei: „Ich finde, fleißige Leute sollen auch mehr bezahlt bekommen.“ Die politisch inkorrekte Meinung zur Begrenzung von Managergehältern und weitere liberale Kommentare zur Verkonsumierung von Hanfpflanzen kamen beim Publikum so gut an, daß Sido über 50 Prozent der Zuschauerstimmen abräumte und damit den übervollen Jackpot. Der gerade einmal 32 Jahre junge Glückspilz darf nun 300.000 Euro sein eigen nennen. Und ist über die Verwendung des Gewinns selbstverständlich niemandem Rechenschaft schuldig.

Indessen offenbarten die weniger begünstigten Diskussionsteilnehmer der Raab-Runde, was ihnen der Respekt vor dem Einkommen der Bürger wert ist: Politiker wie der CDU-Homoaktivist Jens Spahn oder die „emanzipatorische“ Linke Caren Lay stürzten sich auf den nun Reichgewordenen: Der habe seinen Gewinn gefälligst für ein „sinnvolles“ Projekt zu spenden. „Ein Gangster-Rapper kann es sich anscheinend leisten, über gerechte Bezahlung zu reden und anschließend 300.000 Euro privat nach Hause zu nehmen“, ätzte Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer, grün vor Neid.

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