© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  17/13 / 19. April 2013

„Alles Mist“
Interview: Der Historiker David Irving ahnte früh, daß die Hitler-Tagebücher eine Fälschung sind
Ronald Gläser

Herr Irving, wann haben Sie das erste Mal von diesen Tagebüchern erfahren?

Irving: Im August 1982 besuchte mich zum Mittagessen in London der Münchner Archivar Dr. August Priesack (ehemalig beim NSDAP-Hauptarchiv), der faselte beim Mittagessen davon, sie seien aus der DDR. Ich habe kein Interesse gezeigt, wußte ich ja von der engsten Umgebung Hitlers, wie ungern er etwas mit der Hand schrieb. Im November 1982 aber deutete mir der ehemaligeAdjutant Hitlers Otto Günsche in Hoffnungsthal bei Köln an, nachdem ich dort einen Vortrag hielt, er habe einen Band gesehen, und fragte mich, was ich davon halte! Da habe ich sofort Anfragen gemacht bei den mit mir befreundeten Hitler-Adjutanten Konteradmiral a. D. Karl-Jesco von Puttkamer, Oberst Nikolaus von Below und der Sekretärin Christa Schroe-der, alle verneinten es. Ich flog trotzdem sofort nach München, und dort zeigte mir Priesack etwa 300 Blatt Fotokopien. Gedichte, Zeichnungen, Tagebuchblätter usw. Das stimmte bedenklich. Ich machte vertraulich Mitteilung davon an die Nationalzeitung und die Sunday Times and setzte mich daran, ein Verzeichnis anzufertigen. Übers Wochenende wurde mir aber klar, daß das Mist war. Am 16. oder 18. Dezember 1982 schrieb ich an die Nationalzeitung, an Billy Price (Texas), an Heidemann, und zwei drei andere, daß alles Mist sei – die Handschrift sei falsch, wie auch ein Briefkopf eines Göring-Briefes usw. Damit hatte ich meine Pflicht getan. Die Sunday Times aber machte widerrechtlich und hinterrücks vier Monate lang weiter, und hatte den Salat.

Wie haben Sie diese Pressekonferenz erlebt?

Irving: Toll. Einmalig. Mein Mund war am Ende total trocken vor Erregung. Die BBC bat darum, daß ich noch mal eine Frage auf englisch stelle, für die englischen Zuschauer. Das machte ich, stellte anschließend fest, es war allerdings nochmals auf deutsch gewesen. In Deutschland schaltet man ja hundert Prozent auf die deutsche Sprache um.

Was ist heute noch übrig von den Tagebüchern?

Irving: Ich habe noch einzelne Blätter davon, die ich seinerzeit von Priesack bekam. Kopien habe ich damals verkauft an The Observer, den Spiegel und die Daily Mail für insgesamt sechzehntausend Pfund. Das war damals ein Vermögen.         

 

David Irving (75) ist Autor mehrerer Bücher über die Zeit des Nationalsozialismus, („Der Untergangs Dresdens“, „Hitlers Krieg“). Seine Kritiker werfen ihm Holocaustleugnung vor. In Österreich war er deswegen ein Jahr im Gefängnis. Bis vor kurzem galt in Deutschland Einreiseverbot für ihn.

 

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