© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  17/13 / 19. April 2013

Aufgeschnappt
Gestörter Lesefluß
Henning Hoffgaard

Entweder eine Partei beschäftigt sich mit den bereits bestehenden Problemen oder sie schafft sich selbst zusätzliche. Die Piraten verstehen sich auf beides. Bestes Beispiel: Enno Park. Der „Gender-Politiker“ hat nun seinen Austritt aus der Partei erklärt und dabei die ganz große Keule geschwungen. „Feministen werden in der Piratenpartei wesentlich leidenschaftlicher bekämpft als Nazis“, schimpft Park. Der Anlaß für den Rundumschlag: In einem Internetforum für Piratenmitglieder gibt es neuerdings die Möglichkeit, das Binnen-I automatisch auszuschalten. Aus „PolitikerInnen“ wird durch die Software „Politiker“. In einem Antrag an den Bundesvorstand der Piraten forderten einige Mitstreiter deswegen bereits die unverzügliche und sofortige Abschaltung des Anti-Gender-Programms. „Es ist die ausgewiesene Intention des Gender-Gaps, den Lesefluß zu stören, um so auf Gender-Themen aufmerksam zu machen“, heißt es in der Begründung.

Die „Neutralität“ der Internetplattform sei in größter Gefahr, warnen die Antragssteller, zu denen unter anderem „Crackpille“ gehört. Das Anliegen wäre allerdings wesentlich glaubwürdiger, wenn es im letzten Satz nicht heißen würde: „Um den Lesefluß nicht zu stören, wurden durchgehend weibliche Bezeichnungen verwendet.“ Und: „Selbstverständlich sind alle Personen gemeint.“ Gut, daß das geklärt wurde.

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