© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  18/13 / 26. April 2013

Umwelt
Biomasse statt Steak
Heiko Urbanzyk

Was haben Kohlegruben und heimisches Rindfleisch gemeinsam? PCB! Allerdings beunruhigen Polychlorierte Biphenyle (PCB) in den Schmierölen weniger als im Steak. Welches Problem da lauert, zeigte eine Konferenz des Umweltbundesamts (UBA) mit 70 Experten. Die Ergebnisse wurden kürzlich veröffentlicht. Die Frage ist demnach nicht mehr, ob sich dioxinähnliches PCB im Hamburger findet, sondern in welcher Konzentration. Hinter den komplexen Verbindungen verbergen sich Stoffe, die im begründeten Verdacht stehen, krebserregend zu sein und die das Immunsystem angreifen. Fast alle heute relevanten PCB-Kontaminationen stammen von Emissionen der industriell hergestellten PCB. Was für Farben, Lacke, Gebäude, Kabelisolierungen, Transformatoren und Hydrauliköle gedacht ist, findet über Bauschutt, Verbrennungsanlagen, Grundwasser und die Luft seinen Weg auf die Weiden.

Der Weg ist frei zur Anreicherung in Kuh und Mensch. Experten vom Verbraucherschutzamt NRW bestätigen dies auf der Tagung. Über Zusammenhänge gibt es zuwenig Erkenntnisse. Sicher sei nur, daß PCB über den Boden in tierischen Nahrungsprodukten landet. Im „Rindermonitoring NRW 2010“ waren bei extensiver Haltung 30 Prozent aller Proben über die Höchstwerte hinaus belastet. Aus der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover wurde berichtet, daß jeder Boden eine bestimmte Nutzung brauche – je nach Kontamination. Wo man wegen der Gefahr für Mensch und Tier den künftigen Rinderbraten besser nicht aufzieht, könnte Grünmasse für Biogasanlagen entstehen. Aber wohin mit den giftigen Resten? PCB unterliegt heute in 170 Staaten einem Totalverbot. Doch das Erbe läßt sich nicht mehr ausschlagen.

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