© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  20/13 / 10. Mai 2013

Umwelt
Giftige Gefahren
Heiko Urbanzyk

Bienen sind für Flora und Fauna und vor allem den Menschen unverzichtbar. Das emsige Insekt hätte angesichts des Massensterbens der vergangenen Jahre einen schnellen und unkomplizierten Schutz verdient – auch im existentiellen Interesse der Landwirtschaft. Es wäre angebracht gewesen, bestimmte Pestizide schon bei hinreichenden Verdachtsmomenten frühzeitig zu verbieten. Doch erst nach Jahren kam nun vorigen Monat aus Brüssel endlich das Verbot von drei gefährlichen Pflanzenschutzmitteln. Die Nervengifte Imidiacloprid und Clothianidin der Firma Bayer sowie Thiamethoxam von Syngenta sollen beim Anbau von Mais, Sonnenblumen, Raps und Baumwolle für vorerst zwei Jahre vom Markt genommen werden. Die darin verwendeten Neonicotinoide sind nicht nur nach Ansicht von Greenpeace wissenschaftlich belegbar für das Bienensterben verantwortlich. Durchschnittlich 30 Prozent ihrer Bienenvölker verloren deutsche Imker in den vergangenen Jahren (JF 48/12).

„Schnell sind die Brüsseler Bürokraten nur, wenn es um Euro- und Bankenrettung geht.“

Ein begrenztes Verbot und nur auf Zeit? Schnell und entschlossen sind die Brüsseler Bürokraten nur, wenn es um Euro- und Bankenrettung geht. Im Falle der Neonicotinoide hätte die EU-Kommission gerne früher gehandelt. Es war Agrarministerin Ilse Aigner, die bisher durch ihr Abstimmungsverhalten das endgültige Aus der Neonicotinoide verhinderte. Ende April stimmte die CSU-Politikerin nun der stark abgespeckten Lösung zu – halbwegs gute Nachrichten für Biene Maja. Und wir Menschen? Die Servicezeit des WDR berichtete kürzlich erneut über Pestizidcocktails in importierten Erdbeeren. Nur fünf von zwölf Proben waren unbelastet. Daß man bei Lidl und Kaufland sorgenfrei genießen kann, beruhigt. Doch Beeren anderer Anbieter waren giftbelastet, obwohl es offensichtlich auch ohne geht. Sollte das kein Giftverbot wert sein?

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen