© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  21/13 / 17. Mai 2013

David Berger will Kritikern der Homosexuellenlobby künftig Fernsehauftritte verbieten
Vom Paulus zum Saulus
Thorsten Brückner

Homo-Hasser raus aus den Talkshows.“ Mit dieser Forderung hat es der ehemalige katholische Startheologe David Berger wieder einmal ins mediale Rampenlicht geschafft. Kommen weiterhin „Quoten-Homophobe“ wie Gabriele Kuby oder Martin Lohmann öffentlich zu Wort, sei ein Anstieg homosexuellenfeindlicher Gewalt, wie er ihn etwa in Frankreich ausmacht, nicht ausgeschlossen, warnt Berger.

Der 45ährige solariumgebräunte Theologe mit Bodybuilderfigur lebt nun seit über zwanzig Jahren mit einem Freund zusammen. Während seiner Tätigkeit in der katholischen Kirche stellte er ihn stets als seinen Cousin vor. Im Frühjahr 2010 dann die Wende: Der in Theologenkreisen gefeierte Berger entschied, sich öffentlich als homosexuell zu bekennen. Den Ausschlag habe eine TV-Sendung mit dem Essener Bischof Franz-Josef Overbeck gegeben, in der dieser Homosexualität als Sünde bezeichnet hatte. „Darauf war ich nicht gefaßt“, so Berger.

Dabei war Berger die Welt des traditionellen Katholizismus durchaus vertraut. 2009 stieg der promovierte Theologe zum Lektor der Päpstlichen Kongregation für die Glaubenslehre auf. Auch zu den Piusbrüdern will er Kontakt gehabt haben. Diese seien für ihn eine „Einstiegsdroge in die konservative Gedankenwelt“ gewesen. Herangeführt an den Katholizismus wurde der gebürtige Würzburger schon in jungen Jahren von seiner Großmutter. Diese nahm ihn in Kirchen mit und nähte ihm Meßgewänder, mit denen er die Eucharistiefeier nachspielte. Noch heute bewundert Berger die Bildkraft des Katholizismus.

Die katholische Lehre müsse hingegen modernisiert werden, fordert er in seinem Buch „Der heilige Schein“ (2012) – bei dem es sich nicht etwa um eine autobiographische Selbstanklage handelt. Frauenfeindlichkeit, Homophobie und Antisemitismus seien direkt „an der katholischen Tradition entstandene Krebsgeschwüre“ und bildeten die Grundlage für eine Atmosphäre der Angst in der Kirche, die für ihn „wie ein Alptraum“ war. Er selbst nannte als päpstlicher Lektor jedoch noch vor nicht allzu langer Zeit selbst Homosexualität „widernatürliche Unzucht“. Für die angebliche Homophobie des katholischen Klerus hat Berger, der mittlerweile Schirmherr des Christopher Street Days in Leipzig ist, auch gleich eine Begründung parat. „Offensichtlich werden diejenigen, die ihren Trieben nachgehen, besonders heftig abgelehnt, wenn man die Veranlagung bei sich selbst so schmerzhaft unterdrückt“.

Um die Unterdrückung seiner Triebe macht sich Berger nun keine Gedanken mehr. Wenn er einmal nicht mit seinem Freund beim Waldlauf ist, tingelt er durch ebenjene Talkshows, aus denen er Andersdenkende gerne verbannt sehen möchte. Dabei kann es schon mal vorkommen, daß er neben der katholischen Sexualmoral auch die von ihm immer wieder eingeforderte Nächstenliebe vergißt.

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