© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  21/13 / 17. Mai 2013

Anlageskandal um die Frankfurter S&K-Immobiliengruppe
Das Geld ist jetzt woanders
Markus Brandstetter

Da gibt es dieses Filmchen im Internet, auf dem Anlageartisten zu sehen sind, wie sie, Bündel von 500-Euro-Scheinen zwischen den Zähnen, in die Kamera rufen, was sie empfänden, wenn sie eine Immobilie günstig ersteigert hätten: Liebe natürlich. Sie empfinden Liebe zu ihrem Geld, sagen sie feixend, nichts als Liebe. Wenn es nur ihr Geld wäre.

Aber es war das Geld ihrer Anleger, mit dem Stephan Schäfer und Jonas Köller, die mutmaßlichen Haupttäter im Anlageskandal um die Frankfurter S&K-Gruppe, um sich warfen. Dieses Geld ist nun weg – oder genauer woanders, nur nicht mehr bei denen, die es irgendwann verdient, versteuert und dann angelegt haben, um es zu vermehren.

Seit die beiden Lebemänner in U-Haft sitzen, fällt es ihren Anlegern wie Schuppen von den Augen: Die angeblich so sicheren Anlagen mit den hohen Renditen waren weder sicher, noch haben sie sich rentiert. Oder wie die Staatsanwaltschaft formuliert: „Die betrügerisch erlangten bzw. veruntreuten Anlagegelder sollen hauptsächlich für den extrem aufwendigen und exzessiven Lebensstil der Beschuldigten verwendet worden sein.“

Exzessiv meint: Stretchlimousinen gefüllt mit Edelhuren, Hubschrauberlandungen auf dem Firmengelände, Ferraris und Lamborghinis zum Brötchenholen, Elefanten, Zebras, Feuerschlucker und Terminator-Doubles bei Firmenfeiern – flankiert von Models in Unterwäsche. Auch in diesem Fall war all das vorhanden, was nie fehlen darf: ein Gutachter einer Firma, die keiner kennt, die aber mit Brief und Siegel die Fonds-Immobilien in die Stratosphäre der Preisgestaltung hievte; die Hofberichterstatter, die gegen Barzahlung Firma, Bosse und die todsicheren Wertsteigerungen über den grünen Klee lobten; die Banker, Rechtsanwälte, Notare, Steuerberater und Wirtschaftsprüfer, die – mit einer löblichen Ausnahme – nichts gemerkt haben; die Wirtschaftspresse schließlich, die erst dann Unrat witterte, als es zu spät war.

Bei S&K ist nun das Ende der Fahnenstange erreicht: Die Geschäftsleitung sitzt ein. Die Staatsanwaltschaft Frankfurt ermittelt weiter „wegen Verdachts des banden- und gewerbsmäßigen Betruges mit Kapitalanlage, der Untreue und weiterer Straftaten“; alle S&K-Fonds sind in der Insolvenz, der Schaden für die Anleger beträgt mehr als 100 Millionen Euro.

Und obwohl Tausende viel Geld verloren haben, wird sich diese Art des Anlagebetruges auch künftig wiederholen, denn viele Anleger werden, wenn es um ihr liebes Geld geht, komischerweise nie gescheiter. In solchen Fällen vereint sich die Gier des Anlagebetrügers mit der Gier des Anlegers zu einer fatalen Mischung, obwohl inzwischen jeder wissen müßte: eine Kapitalverdoppelung in wenigen Jahren gibt es nicht, Nur-Steuersparmodelle sind keine guten Geldanlagen und geschlossene Fonds brandgefährlich.

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