© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  21/13 / 17. Mai 2013

Zeitschriftenkritik: Schiff Classic
Es geht um fette Beute
Werner Olles

Von Störtebeker bis heute gehört die Piraterie zu den schlimmsten Geißeln der Weltmeere und der internationalen Seefahrt. Von Hollywood-Filmen wurden die Freibeuter als romantische Abenteurer und Glücksritter dargestellt, die für Gerechtigkeit und um schöne Frauen kämpften, doch selbst damals ging es zumeist um nichts anderes als fette Beute. Der wachsende Handel lockte die Piraterie, und erst nachdem sich im 17. Jahrhundert in der karibischen Inselwelt bis hinein in den offenen Atlantik ein regelrechter Piratenkrieg entwickelte, entschlossen sich die geschädigten Nationen, gemeinschaftlich und letztlich erfolgreich dem Piratenunwesen zu Leibe zu rücken. Drakonische Bestrafungen der Seeräuber taten ein Übriges, und Mitte des 18. Jahrhunderts endete das Piratentum zumindest in dieser Region. An den Grenzen zu Europa flackerte die Piraterie noch einmal heftig auf, als an der nordafrikanischen Küste unter der Fahne des Dschihad die sogenannten „Barbareskenstaaten“ sich verselbständigten und den jahrhundertealten Kampf des Islam gegen die christlichen Staaten des Mittelmeerraumes mit Menschenraub, Sklavenhandel und Lösegelderpressung führten.

Welche Bedrohung das moderne Piratentum in den gefährdeten Seegebieten vor der somalischen Küste und den altbekannten Piratenküsten im indonesischen Archipel und im westafrikanischen Golf von Guinea heute für die internationale Handelsschiffahrt darstellt, erzählt die Titelgeschichte des neuen Magazins für Schiffahrt und Marinegeschichte Schiff Classic (1/2013, Juni/Juli/August). Die Nachfolgezeitschrift von Schiff & Zeit – Panorama maritim, des Hausmagazins der Deutschen Gesellschaft für Schiffahrts- und Marinegeschichte e.V. (DGSM), das zweimal im Jahr herausgegeben wurde, erscheint nunmehr vierteljährlich und möchte über den Verband hinaus eine breite Leserschaft ansprechen, die sich für die Historie der Seefahrt und der Marine begeistert. Tatsächlich lassen die gut gewählten Themen des ersten Heftes hoffen, daß sich mit Schiff Classic eine Zeitschrift etabliert, deren vielfältige geschichtliche Informationen das Interesse der Leser für historische maritime Themen wecken.

So wird im Heftteil „Schiff & Zeit“ eine legendäre Kriegsepisode aus dem Jahr 1914 beschrieben, als fünfzig Marineinfanteristen des kleinen Kreuzers „Emden“ unter dem Kommando von Kapitänleutnant Hellmuth von Mücke den Befehl zur Zerstörung einer alliierten Telegrafenfunkstation auf Direction Island bekamen. Nachdem die Soldaten ihren Auftrag ausgeführt hatten, mußten sie mit ansehen, wie ihre „Emden“ von dem australischen Kreuzer „Sidney“ zusammengeschossen wurde. In einer abenteuerlichen Odyssee gelang es dem Trupp, sich durch die arabische Wüste und schließlich mit Hilfe eines maroden Segelschoners bis nach Konstantinopel durchzuschlagen. Von ein paar überflüssigen Zeitgeist-Referenzen abgesehen wurde der Stoff unter dem Titel „Die Männer der Emden“ jüngst historisch weitgehend korrekt verfilmt (JF 6/13).

Kontakt: GeraMond Verlag, Infanteriestr. 11 a, 80797 München. Der Einzelpreis beträgt 8,90 Euro, das Jahresabo kostet 32 Euro.

www.schiff-classic.de

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