© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  21/13 / 17. Mai 2013

Börsenblatt mit klaren Aussagen
„Smart Investor“ analysiert Finanzmärkte gründlicher als andere und liefert weltanschauliches Rüstzeug
Fabian Grummes

Als im Mai 2003 die erste Ausgabe erschien, herrschte an den Börsen weltweit Untergangsstimmung. In dieser Phase ein Börsenmagazin herauszugeben, auf diesem dann auch noch „PitBull-Market“ zu titeln und damit eine gewaltige bevorstehende Börsenrallye zu prognostizieren, bedurfte schon besonderen Mutes – oder auch vielleicht auch nicht, sondern einfach tieferen Verständnisses für die Psychologie der Börse. Denn gerade an der Börse ist vor allem der erfolgreich, der nicht der Herde folgt. Dementsprechend hat sich das Magazin mit Sitz in München immer als „Antizykliker“ verstanden und dieses Selbstverständnis mit dem ersten Titel auch gleich mustergültig kommuniziert.

Auch jenseits des Börsensentiments verfolgte Smart Investor stets seinen eigenen Weg. Wie kaum ein anderes Magazin hat es die „Österreichische Schule der Nationalökonomie“ und deren größte Vordenker Ludwig von Mises und Friedrich August von Hayek propagiert und eine Rückkehr zur vernunftbegründeten volkswirtschaftlichen Analyse sowie die Abkehr von der „vollpolitisierten Ökonomie“ (Peter Böhringer) gefordert. Nur mittels des richtigen Handwerkszeugs lassen sich die Vorgänge an den Märkten verstehen und prognostizieren.

In diesem Zusammenhang ist unbedingt die Titelstory der April-Ausgabe 2009 zu erwähnen: Crack-up-Boom! Sie ist im Internet frei verfügbar und geht auf den Begriff der Katastrophen-Hausse von Ludwig von Mises zurück. Im Kern besagt dieser, daß mittels dauerhafter Kreditexpansion zwar ein wirtschaftlicher Boom entfacht werden kann, diese Kreditexpansion aber zeitgleich zum Verfall der betreffenden Währung und schließlich zu ihrem vollständigen Ruin führen muß. Mit der Währung kollabiert dann auch deren Volkswirtschaft. Eigentlich unnötig zu erwähnen, daß auch dieser Titel zeitmäßig voll ins Schwarze traf: Im April 2009 hatten die Märkte ihr Tief gefunden, und es folgte die bis heute andauernde Börsenrallye.

In der Analyse nachvollziehbar und verständlich, richtete sich Smart Investor dennoch von Anfang an eher an erfahrene Börsianer. Simple Empfehlungen à la „Kaufen Sie Aktie A und verkaufen sie Zertifikat B“ waren dabei nie die Sache des vierköpfigen Redaktionsteams um Ralf Flierl, dem Gründer und Chefredakteur des Heftes. Vielmehr will das Heft dem Leser Ideen und Anregungen für den langfristigen Anlageerfolg geben.

Damit dies gewährleistet werden kann, blickt die Redaktion immer weit über den Tellerrand der Börse hinaus. Die Analyse von gesellschaftlichen Trends, das Aufzeigen von geostrategischen Entwicklungen oder auch die Rückschlüsse, die sich aus wirtschaftshistorischen Abläufen ziehen lassen, sind für die Leser auch jenseits der Kapitalmärkte stets bereichernd gewesen.

Dank des offenen Blicks in Verbindung mit den richtigen Analysewerkzeugen (insbesondere der Österreichischen Schule) gelang es, eine „Bombe im Bankensektor“ Monate vor dem Kollaps des Investmenthauses Lehman Brothers zu entdecken oder frühzeitig „den Würgegriff des Staates“ zu entlarven. Daß dabei nicht nur der Finger in die Wunden gelegt wird, sondern zeitgleich nach möglichen Alternativen gesucht wird, zeigt ein weiteres Glanzlicht des Unternehmens: die Sonderausgabe „Gutes Geld“.

An der Börse genauso wie im „echten“ Leben kann niemand immer richtigliegen. Das gilt selbstverständlich auch für Smart Investor: von der Crack-up-Boom-These traf bisher nur die erste Hälfte ein, das Finanzsystem existiert immer noch. Und vor einem Jahr rief das Magazin das Ende des Bullenmarktes aus – die Börsen steigen nach wie vor. Allerdings ist die Frage weniger, ob Fehler gemacht werden, sondern wie mit diesen umgegangen wird. Und da könnte Smart Investor als Vorbild für viele (Anlage-)Magazine dienen.

Statt wachsweicher Antworten und Ausweichversuchen werden die eigenen Fehlleistungen klar benannt und analysiert – gemäß der nicht nur für die Börse geltenden Weisheit: Aus gemachten Fehlern beziehungsweise Verlusten zu lernen, kann wertvoller sein als der größte Gewinn. Wer so arbeitet und mit bescheidenen Mitteln, dafür aber mit um so größerer Motivation und sehr, sehr viel Herzblut, Monat für Monat ein hochqualitatives Magazin herausgibt, der wird vom Markt verdientermaßen mit Erfolg belohnt.

So überrascht es nicht, daß die Leserschaft in den vergangenen Jahren kontinuierlich wuchs. Zwar ist die Auflage mit 8.000 Stück immer noch bescheiden, aber auf Sicht der vergangenen zehn Jahre bedeutet dies eine durchschnittliche Auflagensteigerung von rund zehn Prozent pro Jahr – von solchen Wachstumsraten kann die Konkurrenz nur träumen. An einer erfolgreichen Zukunft des Magazins braucht niemand zu zweifeln, höchstens daran, ob seine Arbeitsweise und Analysemethoden (Österreichische Schule!) jemals „Mainstream“ werden.

Fabian Grummes war Redakteur für Smart Investor, seit Herbst 2012 bereist er als freier Journalist Südostasien.

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