© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  22/13 / 24. Mai 2013

Auf dem Weg nach Timbuktu
Mali: Reisebericht eines Berliner Journalisten
Ronald Berthold

Der Berliner Journalist Alex Tannen ist auf dem Weg nach Timbuktu am Südrand der Sahara. Und so wie sich Wüstenreisende früherer Epochen den Weg freikaufen mußten, erlebt auch der Autor das westafrikanische Mali: kostenpflichtige Straßensperren, korrupte Polizisten und aggressive Reiseführer.

2012 gerieten Mali und Timbuktu ins Licht der Weltöffentlichkeit. Islamisten hatten mit Tuareg die Wüstenstadt und den Nordosten des Landes vorübergehend erobert. Dabei sind die Parallelen zum Mali vor dem Bürgerkrieg, das der Autor beschreibt, frappierend. In puncto Infrastruktur und staatlicher Verwaltung ist und war Mali ein gescheitertes Land.

Tannens Buch – es ist sein vierter Reisereport – drängt sich als Pflichtlektüre über Land und Leute geradezu auf. Obwohl eigentlich als launiges Reisebuch geschrieben, skizziert Tannen zwangsläufig ein Land im Absturz, das seit seiner Unabhängigkeit 1960 nichts aus eigener Kraft geschaffen und finanziert hat. Alles stammt aus der Kolonialzeit oder dem Ausland. Der Leser kann ein bitteres Schmunzeln nicht vermeiden, wenn Tannen berichtet, welche Teile der Infrastruktur Deutschland bezahlt hat.

Dabei bietet Mali neben dem sagenumwobenen Timbuktu einzigartige Reiseziele, die Tannen für alle Ärgernisse entschädigt haben: die surreale Lehmmoschee von Djenné, die Felslandschaft des geheimnisvollen Dogonlandes, den Niger und die skurril geformten Berge von Hombori. Doch abgesehen von zähem Ziegenfleisch, brackigem Brunnenwasser und abkassierenden Staatsdienern gab es für ihn nur eine Hürde: die abenteuerliche Organisation von Transportmitteln. Geschlagene neun Stunden wartete der Anhalter Tannen darauf, daß irgendwann irgendein Auto vorbeikam – und das an der Hauptstraße des Landes. Anonsten war er mit Einbaum oder per Sattelschlepper unterwegs. Einmal teilte er sich die Lkw-Ladefläche mit Schafen.

Nach dem Einmarsch der Franzosen Anfang dieses Jahres dürfte sich die Lage in den für Touristen interessanten Gebieten zunächst nicht beruhigen. Timbuktu-Reisende, sollten sie nicht schwer bewaffnet sein, werden daher auch künftig auf Bücher wie dieses angewiesen sein.

Alex Tannen: „Einmal Timbuktu – und lebendig zurück“, 88 Seiten. Bei Amazon als eBook für 2,68 Euro und als Taschenbuch für 5,99 Euro.

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