© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  22/13 / 24. Mai 2013

Leserbriefe

Zu: „‘Ich war das nicht’“ von Hinrich Rohbohm, JF 21/13

„Streicheltäterschutzprogramm“

Immer häufiger werden unschuldige Mitbürger grundlos zusammengeschlagen, ausgeraubt, sogar getötet, und oft nur zum Spaß oder aus Langeweile dieser Chaoten, die Normalbürger als Freiwild betrachten. Wer die Menschenrechte dermaßen mit Füßen tritt – im wahrsten Sinn des Wortes – hat kein Recht mehr, in unserer Gesellschaft zu leben, noch dazu auf Kosten der Anständigen. Schluß mit dem „Streicheltäterschutzprogramm“! Die richtige, leider in Deutschland nicht mögliche Strafe wäre in solchen Fällen 20 Jahre Zwangsarbeit. Das wäre für solche Elemente die einzig richtige Therapie.

Sepp Schandl, Velden

 

 

Zu: „Bitte kein Schauprozeß!“ von Michael Paulwitz, JF 20/13

Wie auf einem türkischen Basar

Nachdem wir uns schon längere Zeit zu Tode tolerieren, zeigt nun die „Regieren“ genannte Untergangsstrategie von Kohl, Merkel und Co. massive Erfolge. Wenn eine Minderheit von fünf Prozent der Bevölkerung der Mehrheit vorschreibt, was sie sagen und denken darf, was zu tun oder zu lassen ist, steht wohl eine türkische Machtübernahme kurz bevor. Es sei denn, der Michel reibt sich die Augen und stellt erstaunt fest, daß er ja eigentlich die Macht hätte, die Dinge wieder vom Kopf auf die Füße zu stellen. Denn die Einflußnahme des türkischen Staates und seiner Verbände auf die Innenpolitik der Bundesrepublik Deutschland hat ein nicht mehr hinnehmbares Maß erreicht. Gedeckt von den juristisch zweifelhaften Entscheidungen auch höchster deutscher Gerichte wird um den Inhalt des Grundgesetzes gefeilscht wie auf einem orientalischen Basar, bis der türkische Kunde zufrieden ist.

Klaus Grünert, Bad Schmiedeberg

 

 

Zu: „Abendmahl unterm Regenbogen“ von Thorsten Brückner, JF 20/13

Mythisch überhöhter Staat

Der Leitspruch des Kirchentags „Soviel du brauchst“ ist eine fragwürdige Übersetzung des 2. Buch Mose, Kap. 16, Vers 18. Nach vergeblicher Suche bei Google respektive Wikipedia fand ich in der lutherischen Übersetzung wenigstens den inhaltlichen Zusammenhang. Es geht um das Einsammeln des Mannas, das der Herr gerade vom Himmel hatte regnen lassen: „Aber da man’s (…) maß, fand der nicht darüber, der viel gesammelt hatte, und der nicht darunter, der wenig gesammelt hatte, sondern ein jeglicher hatte gesammelt, soviel er für sich essen mochte.“

Die Verkürzung und Zuspitzung auf „Soviel du brauchst“ läßt dagegen allerlei Interpretationen zu, etwa „Nimm, was du kriegen kannst“ oder „Der Staat hat die Pflicht, dir alles zu geben, was du zu brauchen meinst“. Das läuft auf die ultralinke Forderung nach einer leistungslosen Grundversorgung durch den im linken Denken mythisch überhöhten Staat hinaus. In der Praxis muß sie der Steuerzahler aufbringen. Da kein Manna mehr vom Himmel fällt, wird per Steuergesetzgebung erst von den Reichen, dann von den Wohlhabenden, dann von allen, die durch Fleiß, Sparsamkeit und Tüchtigkeit noch ein bißchen mehr haben, genommen, bis nichts mehr geht – siehe die „DDR“.

Selbstverständlich wären auch ganz andere Stellen in der Bibel zu finden. Im Neuen Testament erzählt Jesus das Gleichnis von den Talenten (Matthäus 25, 14-30). Zusammengefaßt sagt es: Wer mit seinen von Gott gegebenen Talenten nichts anfangen kann oder will, arbeitet nicht mit an Gottes Plan. Man stelle sich das Geschrei des rot-grünen Macht-Komplexes vor, wenn diese Stelle zum Leitspruch des Kirchentags gewählt worden wäre. Aber da die EKD Teil dieses linken „Moral“ definierenden und verwesenden Komplexes ist, werden solche Stellen wohl weiter totgeschwiegen.

Dr. Reinhard Böhler, Lauf

 

 

Zu: „Wider jeden Geist“ von Thorsten Hinz, JF 20/13

Verbrannt, aber nicht verboten

Mich würde interessieren, ob analog zur Bücherverbrennung zugleich auch der Druck, Verkauf und Versand der Bücher der 94 verfemten Autoren verboten wurde. Meines Wissens nicht. Anders ist es heute, da der Vertrieb bestimmter Schriften eindeutig untersagt ist. Eine Zensur ist also keine Spezialität der Nationalsozialisten gewesen, wie uninformierte Leser und vor allem die Jugend leicht den Eindruck gewinnen können.

Gerhard Wagner, Ratingen

 

Demokratisch: Falsch, irrtümlich

Unbestreitbar ist die Bücherverbrennung eine verachtenswerte, niederträchtige Tat. Aber auch heute darf sich kein Autor auf das ihm im Grundgesetz zugesicherte Recht uneingeschränkt verlassen. Weichen Schriften von der „Political Correctness“ und der „zugelassenen“ Sprachregelung ab, werden sie einer Prüfung unterzogen, die zehn bis zwanzig Jahre lang dauern kann und oft mit einem Verbot endet. Die aus politischen Gründen eingezogenen Schriften machen 13 Prozent aller beanstandeten Schriften aus. Viele Anwälte, Richter oder Lehrer wissen von Kollegen zu berichten, deren Schriften in das Räderwerk der Bundesprüfstelle kamen.

Doch in einer Demokratie müßte auch Falsches und Irrtümliches publiziert werden dürfen. Schon Voltaire wußte: „Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, daß du es sagen darfst.“ Wir sollten nicht die Meinungsfreiheit in China oder Ungarn anmahnen, solange sie nicht im eigenen Land uneingeschränkt gewährt wird. Zudem hat auch Deutschland die Bestimmung des UN-Menschrechtsrates im Juli 2011 unterzeichnet. Darin heißt es: „Gesetze, die zum Ausdruck gebrachte Meinungen über historische Tatsachen unter Strafe stellen, sind unvereinbar mit (...) der Achtung der Meinungs- und Meinungsäußerungsfreiheit.“

Dr. Rosemarie Klotz-Burr, Ölbronn

 

Sein und Zeit 1933 verstehen

Der Historiker Wolfgang Benz hat in einem Gespräch mit Deutschlandradio Kultur darauf hingewiesen, daß es (mindestens) zwei deutsche Universitäten gab, die sich dem Vorhaben der Bücherverbrennung widersetzten: Freiburg und Tübingen. Unerwähnt blieb dabei die Person, die damals das Freiburger Rektorat bekleidete. Es handelte sich weder um einen Sozialdemokraten noch um einen katholischen Theologen. Es war ein Mann, der zu dieser Zeit begeisterter Nationalsozialist und frisch in die Partei eingetreten war: der Philosoph Martin Heidegger. Hier bestätigt sich, was Thorsten Hinz am Ende seines instruktiven Artikels bemerkt: Nichts war und ist so klar und eindeutig, wie es auf den ersten Blick erscheint.

Gerhard Vierfuß, Oldenburg

 

 

Zu: „Schwuler Ehekrach“ von Henning Hoffgaard, JF 19/13

Lob auf Stammtisch und Vorurteil

Immer diese Ablehnung von Stammtischen und Vorurteilen! Doch Stammtische sind näher an der Wahrheit und an der Wirklichkeit als der verlogene Politikerklüngel. An Stammtischen sitzen keine Verrückten, sondern gestandene Bürger. Und Vorurteile braucht der Mensch, um zu überleben. Sie rühren aus einer langen Reihe von Erfahrungen und Urteilen in der Gesellschaft her. Wenn Vorurteile über einen längeren Zeitraum nicht bestätigt werden, verschwinden sie von selbst wieder. Aber bis dahin sind sie gut und richtig.

Wolfgang Richter, Staudernheim

 

 

Zu: „Makabre Parallelen“ von Heinz-Joachim Müllenbrock, JF 20/13

Wie im „Wahrheitsministerium“

Orwells Negativ-Utopie „1984“ scheint heute kaum jemanden zu erschrecken. Wie auch – vieles erinnert an einen diktatorischen Einparteienstaat, in dem der schöne Schein die bittere Wirklichkeit ersetzt. Polit-Slogans werden als absolute Wahrheiten verkauft und akzeptiert. Sie klingen wie die hohlen Phrasen des „Wahrheitsministeriums“, so die Losungen: „Einwanderung ist Bereicherung!“, „Der Euro schafft Frieden und Wohlstand!“, „Kinderkrippen sind Investitionen für Familien!“ Leider wird es von einem Großteil der Bevölkerung geglaubt. Diese Ideologien – wie bei Orwell durch Propaganda, Manipulation und Gehirnwäsche eingetrichtert und mit Denkverboten belegt – haben in Politik und Medien zu einem erstaunlichen gesellschaftlichen Konformismus geführt, der jede andere, „unorthodoxe“ Meinung als Teufelszeug erscheinen läßt, das letztlich auszumerzen sei.

Dabei sollte eine lebendige Demokratie im Gegensatz zu totalitären Systemen doch gerade von der Meinungsfreiheit und -vielfalt mündiger Bürger und einer daraus entstehenden lebhaften Debattenkultur gekennzeichnet sein – einer Meinungsfreiheit, die formell ja auch von unserer Verfassung in Art. 5 garantiert wird, der eine Zensur ausschließt. Aber dieses verbürgte Recht auf freie Meinungsäußerung ist in der weitgehend konformistischen Medien-Öffentlichkeit kaum mehr durchzusetzen. Dies liegt an der „freiwilligen Zensur“ der in angemaßter „volkspädagogischer Verantwortung“ agitierenden Medien.

Henning Burgwald, Kappeln

 

Das ist wie im Sozialismus

Müllenbrock schildert eine schlimme Entwicklung in Deutschland. Er spricht vieles aus, was ich selbst immer mehr erlebe. Die Selbstzensur unserer Medien wäre hier aber noch um eine Variante zu ergänzen: Über das Thema „Klimaschutz“ darf in unserer Gesellschaft gar nicht mehr geredet werden. Es ist sakrosankt, obwohl inzwischen die meisten Wissenschaftler eine ganz andere, sehr wohl begründete und nachvollziehbare Meinung haben. Auch zum Thema „Energiewende“ darf höchstens noch über die Art und Weise des Vorgehens diskutiert werden. Alle Kritiker betonen dann zum Schluß immer, daß sie grundsätzlich von der Richtigkeit der Energiewende überzeugt seien.

Das ist wie im Sozialismus: Da durfte auch über Korrekturen im planwirtschaftlichen Ablauf geredet und auch Kritik geübt werden – aber grundsätzlich wagte es kein Mensch, den „wissenschaftlichen Sozialismus“ oder die Planwirtschaft in Frage zu stellen.

Walter Faulenbach, Olpe

 

 

Zum Schwerpunktthema: „Grün ist die Angst“, JF 19/13

Höchstmoralisch daneben

Das einst lockere bis ungenierte Verhältnis der Grünen zu pädophilem Verhalten war schon lange bekannt. Dennoch bedurfte es erst eines Eklats anläßlich der Verleihung des Theodor-Heuss-Preises an den grünen Europa-Abgeordneten Daniel Cohn-Bendit, dieses für die Besserwisser-Partei gravierende Problem öffentlich zu machen! Dabei sind es ja die Grünen, die sich sonst anmaßen, eilfertig und höchstmoralisch andere abzuurteilen.

Wolfgang Frank, Luckenwalde

 

 

Zu: „‘Warum Konservative immer verlieren’“, im Gespräch mit Alex Kurtagić, JF 19/13

Warte, warte noch ein Weilchen

Die Konservativen verlieren also immer, weil sie angeblich untätig auf einen spontanen Umsturz der Verhältnisse warten, der – man weiß nicht wie – doch einmal kommen muß, und sekundieren damit bloß dem Liberalismus. Ob sie nicht besser von der Linken oder Rechten lernen sollten, deren Aktivisten die Umwälzung bei passender Gelegenheit revolutionär vorantreiben? Sollte den Konservativen die Genugtuung, wenn der nächste Umsturz von links oder rechts, wie für sie vorhersehbar, wieder einmal nichts als Lumpen an die Macht gehievt hat, zur Rechtfertigung ihrer politischen Passivität noch länger genügen?

Kurtagić empfiehlt ihnen stattdessen intellektuellen Kulturkampf: traditionsbewußten Avantgardismus und „bewaffnete Ästhetik“. Dabei bleibt es doch die tiefste Überzeugung des Konservativen, daß die wachstümlichen Kräfte der Dinge immer das sanfte Korrektiv der menschlichen Machbarkeitsirrungen bleiben werden. Das ist sein Trost, aber auch seine Verlegenheit, wenn zur Aktion aufgerufen wird. Im sogenannten Humanismusbrief hat Heidegger dem menschlichen Handeln nicht die Führungsrolle im Weltgeschick zuerkennen können, insofern es auf „das Bewirken einer Wirkung“ ausgeht.

Seinem Ursprung entsprechend ist menschliches Tun weniger Initiative als Inspiration. Ihr verdankt es die großen Wenden der Zeit. Den herrschenden Nihilismus wird keine noch so forsche Aktion überwinden. Diese Lage begründet andererseits keinen Fatalismus. Wer den Schmerz verwindet, wendet sich ihm souveräner zu. Das läßt uns erkennen, daß wir zwar weit davon entfernt sind, unsere Geschichte zu machen – was konservatives Handeln vor der Hybris bewahrt –, und gleichwohl unsere Würde darin haben, in allem Geschick die Gerufenen und nicht Sklaven zu sein. Zweifellos bedeutet es Arbeit, falschen Zumutungen, denen der Zeitgeist eilfertig auf den Leim kriecht, nicht zu erliegen. Kann man konservative Praxis vor diesem Hintergrund als gestriges Erstarren und Defensivverhalten abtun und erledigen? Ihr mit ein wenig revolutionärem Drive neuen Glanz verschaffen zu wollen, heißt nur, daß Kurtagić von ihrem Ankergrund und Radius zuwenig weiß.

Norbert Lanfer, Nümbrecht

 

 

Zu: „Vier Jahre zu früh“ von Egon W. Scherer, JF 18/13

Keine rechtsstaatliche Offensive

Auch Felix Dahn („Ein Kampf um Rom“) hat dem treuen Preußen Schill in seinem „Lied vom Schill“ gedacht. Da „mein Preußen zertreten, mein Deutschland tot“ sind, ruft der fiktive Schill die „Husaren zu Pferd!“, und wer gegen die französischen Besatzer „reiten und fechten und sterben will“, solle ihm folgen. Gegen eine hundertfache Übermacht kämpfend, von 12 Kugeln tödlich getroffen, gelten seine letzten Gedanken dem Vaterland („Hoch Deutschland“) und der „edelsten Frau der Erd’“, seiner „Kön’gin Luise“. War seine Selbstopferung aus heutiger Sicht nicht doch vergebens?

Dr. med. Arno Kerling, Hannover

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