© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  23/13 / 31. Mai 2013

Zwischen Reichstag und Kanzleramt
Katholische Hauptstadtguerilla
Paul Rosen

Das Berliner Regierungsviertel wird von einem „Skandal“ erschüttert: Ein „katholisch-konservatives Netzwerk“ (Welt) wurde im Bundesinnenministerium (BMI) entdeckt. SPD und Grüne sind empört, verlangen Konsequenzen und brachten das Thema schon in die Fragestunde des Bundestages. Vermutlich droht uns noch eine große Bundestagsdebatte über das Wirken „katholisch-konservativer Netzwerke“ in Deutschland, über Untergrundarmeen des Papstes, die kurz davor stehen, im heidnischen Berlin die Macht an sich zu reißen.

Was soll passiert sein? Im Innenministerium gibt es einen Ministerialdirektor Paul Johannes Fietz. Wer Fietz kennt, weiß, daß er ein ordentlicher Mensch ist, fast langweilig. Er geht sonntags zur Kirche, „Pferde stehlen“ oder ähnliche Schweinereien sind mit ihm nicht vorstellbar. Und ausgerechnet der so ordentliche und anständige Fietz soll so eine Art Hauptstadtguerilla-Typ sein? Im Pflichtblatt für alle grünen Stände, der Zeit, geht beim Journalisten Peter Dausend die Phantasie durch. Er fabuliert: „Schon seit geraumer Zeit, so heißt es weiter, baue Fietz ein konservativ-katholisches Juristennetzwerk im BMI auf und dränge Andersdenkende an den Rand.“ Hieb- und stichfeste Beweise führen weder Welt noch Zeit an. Man könnte ihnen helfen: Zu Weihnachten stand in der Nähe von Fietz’ Büro ein Weihnachtsbaum. Das ist verdächtig und läßt auf katholisch-konservative Untergrundaktivisten schließen. 

Die Empörung über die „Personalpolitik im Zwielicht“ (Welt) ist vermutlich so groß, weil im Innenministerium möglicherweise gelegentlich ein politisch neutral wirkender oder unionsnaher oder katholischer Bewerber einem Genossen oder Grünen vorgezogen worden ist. In allen anderen Ministerien und besonders in der Bundestagsverwaltung haben nach wie vor die „SPD-Betriebskampfgruppen“ starken Einfluß. Beliebt ist, hausinterne Stellenausschreibungen so zu manipulieren, daß praktisch nur ein Bewerber in Frage kommt. Und welch Zufall, daß es sich dabei um ein SPD-Mitglied handelt. Auch bei öffentlichen Ausschreibungen werden die Anforderungen so zugespitzt, daß praktisch nur ein (vorher ausgeschauter) Bewerber in Frage kommt. Im Personalwesen des Bundes läuft schließlich nichts ohne politische Einflußnahme

Die linken Netzwerke beherrschen die Bundesverwaltungen, in denen bürgerliche Beamte und Angestellte längst eine Ausnahme sind. Die Kampagne von SPD und Grünen gegen Fietz und letztlich auch Innenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) erinnert an die Rufe von Brandstiftern nach der Feuerwehr. Inzwischen etablieren sich parteiübergreifend ganz andere Netzwerke in Ministerien und in der Bundestagsverwaltung. Die bestens vernetzten Gruppen von Schwulen und Lesben agieren besonders geschickt und schieben sich Stellen zu. Daß eine heterosexuelle Orientierung zur Ausgrenzung bei Personalentscheidungen führen kann, hat eine ganz andere Qualität als ein von Fietz eingestellter ehemaliger Meßdiener.

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