© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  23/13 / 31. Mai 2013

Lockerungsübungen
Schaden für das Image
Karl Heinzen

Scheich Mohammed bin Rashid al-Maktoum, der Herrscher über Dubai, will die Reichtümer seines Landes nicht sinnlos vergeuden. Es soll vielmehr der Welt ein Vorbild für Lebensart sein und zugleich fit gemacht werden für die Zeit nach dem Versiegen der Ölquellen. Beiden Gesichtspunkten tragen die jüngsten Investitionen in den Polizeiapparat Rechnung.

Wenn die Ordnungshüter Streife fahren oder Ermittlungen durchführen, stehen in ihrem Fuhrpark nun auch ein Aston Martin One-77, ein Bentley Continental GT, ein Ferrari FF, ein Lamborghini Aventador sowie ein Mercedes SLS im Wert von insgesamt 2,5 Millionen Euro bereit. Einsatztaktische Überlegungen scheinen bei der Beschaffung nicht im Vordergrund gestanden zu haben. Es gehe, so der Polizeipräsident, einfach nur „um den edlen Umgang mit den Menschen in Dubai“.

Die Wertschätzung des Bürgers, die sich in diesen Worten ausdrückt, sollte auch und gerade in demokratischen Ländern eine Selbstverständlichkeit sein. Während autokratische Regime, in denen der öffentliche Haushalt aus der Privatschatulle einer schmalen Elite finanziert wird, nicht aufs Geld schauen, wenn es den Staat repräsentativ auszustatten gilt, schnallen demokratisch legitimierte Regierungen unablässig den Gürtel enger und berauben damit die Bevölkerung des Gefühls, in einem Land zu leben, das etwas auf sich hält.

Niemand wird behaupten wollen, daß die deutschen Politiker übermäßig bescheiden und sparsam wären. Sie scheuen aber davor zurück, Haushaltsmittel bloß für Prunk und Prestige auszugeben, weil sie glauben, daß der Steuerzahler dafür kein Verständnis aufbringt. Diese Einschätzung beruht jedoch auf einem fatalen Irrtum. In einer Demokratie repräsentiert der Staat die Bürger. Wenn er sich kärglich inszeniert, fällt dies auf sie zurück. Soll das Ausland denken, unser Land wäre ein Armenhaus oder von Geizhälsen bewohnt?

Eine Außenhandelsnation wie die unsere benötigt ein besseres Image. Ein Gemeinwesen, das sich kaum etwas gönnt, unterminiert auch den Respekt seiner eigenen Bürger. Wie sollen sie Politiker und Beamte achten, wenn diese so niedrige Einkommen beziehen und unter ärmlichen Bedingungen ihrer Arbeit nachgehen? Sie können doch nur zu dem Urteil kommen, daß das, was wenig kostet, auch wenig wert ist.

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