© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  23/13 / 31. Mai 2013

Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg: Rückzug der Heeresgruppe Nord an der Ostfront
Verbrechen ohne Ende
(ob)

Bislang liegt keine umfassende Geschichte der internationalen Beziehungen zwischen Versailles und dem Zweiten Weltkrieg vor, kaum eine Studie über Rolle und Einfluß von Nichtregierungsorganisationen in den 1930ern, keine kritische Sichtung der Quellen, aus denen sich die Geschichte des Dritten Reiches nach 1945 speist. Diese Problematik offenbarte zuletzt die dilettantische „Aufklärungsarbeit“ über das Auswärtige Amt (JF 48/10). Trotzdem fährt ein gefühltes Regiment jüngerer Zeit- und Militärhistoriker unverdrossen fort, die „Verbrechen der Wehrmacht“ zu ermitteln. So trieben den am Kölner Lehrstuhl für Neuere Geschichte tätigen Jürgen Kilian die „Rückzugsverbrechen“ im Bereich der Heeresgruppe Nord zu emsiger Recherche an (Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, 2/2013). Kilian, der schon über „Wehrmacht und Besatzungsherrschaft im russischen Nordwesten 1941–1944“ (Paderborn 2012) eine üppige Arbeit vorlegte, kommt jedoch auch jetzt nicht über die Anprangerung von Notwehrexzessen im Rückzugskampf gegen Partisanen hinaus. Und wie üblich beklagt er, daß die Wehrmacht sich bei ihrer Strategie „Verbrannte Erde“ nicht an Grundsätze des modernen Kriegsvölkerrechts gehalten habe, dabei unterschlagend, daß sich Stalins Rote Armee in keiner Minute ihres „Vernichtungskrieges“ um diese Grundsätze scherte.

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