© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  24/13 / 07. Juni 2013

Grüße aus Wien
Es grünt so grün
Carl Gustaf Ströhm jr.

Als leidenschaftlicher Radler, der sich am Wochenende auf den Drahtesel schwingt und den schönen Wienerwald erkundet, ist man immer wieder über manche verkehrstechnische Einfälle der Wiener Stadtregierung überrascht.

Gemeint sind die Wiener Grünen und deren Chefin Maria Vasilakou, die mit Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) seit nun drei Jahren die Geschicke der Stadt leitet. Eben seit diesen drei Jahren versuchen sich die Grünen als regierungsfähige Partei zu beweisen, und deshalb nahmen sie sich die verkehrspolitische Situation der Stadt zu Herzen.

Dies artete in einen regelrechten Krieg gegen das autofahrende Volk aus. Parkplätze wurden zu Fahrradwegen oder zu vergrößerten Flächen für Fußgänger umgebaut. Den Pendlern wurden die Parkgebühren erhöht, und seit langem herrscht eine Diskussion über eine autofreie Innenstadt. So ist der Ringradweg ein Großprojekt der Grünen, das die gesamte Ringstraße, welche um die Innenstadt herumführt, zu einem einzigen Megaradweg umwandeln soll.

Daß dabei die berühmten Bäume, welche schon seit über 150 Jahren die Ringstraße schmücken, gefällt werden sollen, scheint der Ökopartei wenig auszumachen. Im Gegenteil nehmen doch die Vasilakou-Ideen immer skurrilere Formen an.

Ihr neuester Einfall: Die gesamten Fahrradwege Wiens mit grüner Farbe anzustreichen. Nach Ansicht Vasilakous sei es eine ideale Signalfarbe, um Fußgänger und Autofahrer auf Fahrradwege in der Stadt aufmerksam zu machen und somit das Unfallrisiko einzudämmen. Obwohl verschiedene Sicherheitsexperten darauf verweisen, daß Farbe bei Regen das Rutschrisiko immens erhöhe, begann man, am Ring schon Teststrecken grün auszumalen.

Das „sanfte Dunkelgrün“ wie es die Vizebürgermeisterin nennt, würde läppische zehn Millionen Euro kosten. Wenn das reicht. Denn die grünen Fahrradwege müßten jährlich neu bestrichen werden, da Schnee und Eis der Farbe arg zusetzen.

Bei der Opposition erntet die Aktion Kopfschütteln. Sanftgrüne Radwege seien für die Grünen die einzige Chance, einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen, befand Wiens ÖVP-Chef Manfred Juraczka, der, wie auch die FPÖ, dies für einen billigen Wahlkampfgag für die kommenden Nationalratswahlen hält. Schöne Bescherung. Da setz ich mich doch lieber ins Auto, fahr in den Wienerwald und radle dann durch das wahre Grün.

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