© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  24/13 / 07. Juni 2013

Blick in die Medien
„heute-show“: ZDF punktet mit Klamauk
Toni Roidl

Der Niederländer Friedrich „Holly“ van Sloten (55) und sein Sohn Gideon leben in Berlin-Köpenick. Die beiden sind große Fans des Fußballclubs Union Berlin. Doch nun machte das ZDF unversehens „Nazis“ aus Vater und Sohn. In der öffentlich-rechtlichen Satiresendung „heute-show“ stellte das ZDF Köpenick als „Nazi-Hochburg“ dar. Moderator Oliver Welke blödelte über „Nazi-Tourismus“ in den Bezirk und unternahm eine „Glatzen-Safari“ dorthin.

In Ermangelung echter Rechtsextremisten wurden die Holländer gefilmt und dem Publikum als tumbe Nazis präsentiert. Unterlegt wurden die Bilder der beiden auch noch mit dem Schenkelklopfer-Kommentar Welkes: „Und sie haben ganz kleine Schwänze, sehen Sie!“

Obwohl die Gesichter der unfreiwilligen Opfer verpixelt waren, wurden sie von Nachbarn erkannt. Linksextremisten sprühten „Nazis raus!“ an die Tür. Die Sendung wurde auch in Slotens Heimat Holland gesehen. Er fürchtet nun, auch dort als „Nazi“ zu gelten. Auch der FC Union fürchtet wegen der Fanjacken, die Vater und Sohn in der Sendung trugen, einen Imageschaden. Für Sohn Gideon hatte die „Satire“ noch üblere Folgen: Seine geschiedene Frau verweigerte ihm den Kontakt zu seinen Töchtern.

Aus der Mediathek des Senders ist der Beitrag inzwischen verschwunden. Sloten hat Anzeige erstattet, sein Anwalt prüft wegen der Verletzung des Rechts am eigenen Bild die Forderung nach Gegendarstellung, Schadenersatz und Schmerzensgeld. Er will Ansprüche geltend machen. In vergleichbaren Fällen verhängten Gerichte Zahlungen im hohen fünfstelligen Bereich. Im Falle des ZDF zahlt das ja am Ende der Demokratieabgabe-Zahler.

Dem Erfolg der Sendung hat die billige Häme keinen Abbruch getan: Die „heute-show“ erreichte bei ihrer nächsten Sendung, eine Woche später, erstmals die Einschaltquote von einer Million.

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