© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  26/13 / 21. Juni 2013

Blick in die Medien
Es geht auch ohne Staatsfernsehen
Toni Roidl

Gerade noch plauderte der Moderator mit zwei Studiogästen, da wurde der Bildschirm schwarz: Griechenlands konservativer Regierungschef hatte in der vergangenen Woche beim staatlichen Rundfunk den Stecker gezogen.

Die Reaktionen waren vorhersehbar. Sozialisten und die Gewerkschaft der Staatsbediensteten begannen mit Streiks und klagten. Das oberste Verwaltungsgericht urteilte, die Senderabstellung müsse gestoppt werden. Bis September läuft der Betrieb nun weiter.

Mit dem Aus des Staatssenders ERT wäre eine Ära beendet worden – und damit, so ein Regierungssprecher, auch eine „unglaubliche Verschwendung“, die jährlich 300 Millionen Euro kostet. Über 2.600 Mitarbeiter beherbergt der Staatsfunk als Staatsbedienstete, siebenmal mehr als bei den privaten Sendern in dem hochverschuldeten Land. Die Gebühren, knapp 30 Euro im Jahr, werden mit der Stromrechnung eingezogen.

Von solchen Vorstößen können deutsche Zwangszahler nur träumen. Auch bei uns sind die staatlichen Sender „ein in Schieflage und auf faule Fundamente gebautes Bauwerk“, wie es jetzt in Griechenland heißt. Insgesamt verschlingen die Öffentlich-Rechtlichen in Deutschland über neun Milliarden Euro, davon mehr als sechs Milliarden für die ARD und die Dritten. Trotz Sparvorgaben wächst die Zahl der Mitarbeiter weiter. Wo doch sonst so viele Menschen der Meinung sind, daß es den Deutschen an mediterraner Mentalität mangele – hier wäre die rechte Gelegenheit, der griechischen Regierung nachzueifern. Wir GEZ-Geiseln wollen auch glückliche Griechen sein!

Dabei sollte der griechische Staatsfunk nicht mal vollständig dichtgemacht, sondern nur auf tausend Angestellte reduziert werden. Immerhin ein Schritt in die richtige Richtung. Deutschland sollte sich ein Beispiel daran nehmen.

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