© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  26/13 / 21. Juni 2013

E-Books contra Heimbibliothek: Kreative Kräfte der Massen freisetzen
Ein bildungsbürgerliches Auslaufmodell
(wm)

Die einschüchternden „Kulturtapeten“, Bücherregale, an denen man „minutenlang“ (Walter Kempowski) mit Kennerblick vorbeidefiliert – sie gehören wohl bildungsbürgerlicher Vergangenheit an. Dies ist jedenfalls die ernüchternde Botschaft, die Petra van Cronenburg im letzten Herbst im Organ der Bundeszentrale für politische Bildung verkündete und die sie nun in der Heidelberger Zeitschrift Universitas (5/2013) einem auf „Schlüsselfragen der Gegenwart“ abonnierten Publikum offeriert. Für die Frankfurter Journalistin steht fest, daß der Siegeszug des elektronischen zu Lasten des gedruckten Buches sich unaufhaltsam fortsetzt. 2012 verkaufte der Handelsriese Amazon auf dem europäischen Markt erstmals mehr E-Bücher als gedruckte Werke. Zunehmend würden sich damit auch Vorstellungen von Autoren- und Verlegerschaft ändern. Denn immer mehr Menschen publizierten ihre Texte bald auf elektronischem Wege. Im Gegensatz zu warnenden Feuilletons sieht van Cronenburg dadurch die „Kultur des Abendlandes“ nicht gefährdet. Vielmehr erwartet sie vom „self publishing“ eine ungeahnte Entbindung kreativer Kräfte. Wie einst durch Gutenbergs Buchdruck das einfache Volk zum Lesen gekommen sei, so könnten sich heute vom Literaturbetrieb ausgeschlossene bildungsferne Schichten „das E-Book für ihre Interessen lesend wie schreibend erobern“.

www.heidelberger-lese-zeiten-verlag.de

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