© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  27/13 / 28. Juni 2013

„Steuern sind Diebstahl“
Tagung des Mises-Instituts: Hans-Hermann Hoppe rechnet mit den „Plutokraten“ ab
Bruno Bandulet

Steuern sind Diebstahl, Uli Hoeneß hatte keinen Grund, sich zu entschuldigen“, sagte Hans-Hermann Hoppe vorige Woche bei einer Konferenz des Ludwig von Mises Instituts im ausverkauften Bayerischen Hof in München. Auch was die 190 Zuhörer in den anderen vier Vorträgen hörten, war ein radikales Kontrastprogramm zur „sozialistischen Konsenssoße“ in Deutschland. Wenn der Philosoph und libertär Vordenker Hoppe provoziert, dann immer lustvoll und bis zum Anschlag (JF 45/12). Manche Zuhörer schluckten, aber niemand langweilte sich.

Hoppe ist einer der prominentesten Mitarbeiter am amerikanischen Mises-Institut in Auburn/Alabama. Seit vergangenem Jahr existiert ein solches auch in Deutschland. Beide propagieren die Ideen der Österreichischen Schule der Nationalökonomie, halten die Fahne der Freiheit hoch, kämpfen gegen staatliche und oligarchische Machtkonzentrationen und sehen im ungedeckten staatlichen Monopolgeld eine historische Fehlentwicklung.

Hoppe gehört zum anarcho-liberalen Flügel dieser Denkschule: „Der Steuersozialismus bewirkt eine andauernde Verschwendung knapper Ressourcen“, warnt er, „die Vergeudung wird perpetuiert.“ Seine Soziologie der aktuellen Machtverhältnisse schert sich nicht um politische Korrektheit. Die großenteils staatlich alimentierte Unterklasse sei nicht der Hauptprofiteur der Umverteilung, sagt Hoppe. Ebensowenig die Politiker („nicht die Hellsten im Lande“), die auf die Maximierung ihrer Beute erpicht seien und den Wählern eine Beteiligung an der Beute versprächen, „indem sie an Neidgefühle appellieren“.

Die eigentliche Machtelite – mächtiger als die Politiker – sind laut Hoppe die „Plutokraten“, die führenden Figuren der Großbanken und der Großindustrie als Untergruppe der Superreichen. „Sie haben erkannt, daß man mittels Staat noch schneller reich werden kann. Sie beeinflussen die Gesetzgebung in ihrem Sinn. Sie kaufen Politiker, sie besorgen ihnen Posten nach ihrem Ausscheiden aus dem Amt. Und sie bleiben im Hintergrund.“ Da dachten die meisten Zuhörer unwillkürlich an Brüssel, wo Tausende von Lobbyisten die Gesetze mitschreiben, an Clubs wie die Bilderberger und den European Roundtable of Industrialists (ERT), in denen die Elite die Köpfe zusammensteckt.

Auch die Milliarden der Euro-Rettung landen auf wundersame Weise immer nur bei den Profiteuren der Einheitswährung, nie bei ihren Opfern. Diejenige Bevölkerungsgruppe, die per Steuern, Inflation und Staatsverschuldung für die Kosten dieses Systems aufkommt, hat Hoppe auch identifiziert: den Mittelstand, der „zunehmend ausgepreßt und plattgemacht wird“.

Die Vorträge aller Referenten stehen als Videos beim Mises-Institut bereit: www.misesde.org

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