© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  28/13 / 05. Juli 2013

Google meide, Metager suche
Prism-Skandal: Nutzer sollten sich nach Alternativen zum Marktführer unter den Suchmaschinen umsehen
Bente Holling

Nach dem Bekanntwerden umfangreicher Ausspähungen von Internetnutzern durch die Geheimdienste der USA und Großbritanniens trauen viele Anwender der Suchmaschine Google nicht mehr über den Weg. Wer Alternativen zum „Gugeln“ sucht, wird auch anderswo fündig.

Die 2007 ins Netz gegangene Suchmaschine DuckDuckGo speichert keine IP-Adressen und legt keine Nutzerprofile an, verspricht ihr Gründer Gabriel Weinberg. Seit den ersten Medienberichten über die Spähprogramme verdoppelten sich bereits die Suchanfragen.

Auch der Suchservice Blekko aus den USA ermöglicht es den Benutzern, die Sicherheitseinstellungen so festzulegen, daß persönliche Daten nicht gespeichert werden. „Auch wenn du kein Krimineller bist, sollte dein Chef, dein Minister oder deine Ehefrau von deinen Recherchen nichts wissen“, sagt Chef Greg Lindahl.

Die amerikanische Suchmaschine Ask.com bietet einen Aufsatz für den Internet-Explorer an, der die Suchfunktion anonymisiert und keine Suchan-fragen speichert. Allerdings ist Ask.com wegen seiner Werkzeugleiste selbst in der Kritik, die sich so tief ins System eingräbt, daß eine Deinstallation kaum noch möglich ist. Dafür berücksichtigt Ask.com die nationale Herkunft des Nutzers, liefert tendenziell bessere Treffer für einen Nutzer außerhalb der USA als etwa DuckDuckGo.

„Die diskreteste Suchmaschine der Welt“ ist laut Eigenwerbung Ixquick. Das dänische Unternehmen verzeichnet seit kurzem ebenfalls einen gewaltigen Anstieg der Besucherzahlen. Sprecherin Katherine Albrecht betont: „Ixquick hat nie irgendeiner Regierungsbehörde irgendwo auf der Welt Nutzerdaten weitergegeben und unterliegt nicht der US-Rechtsprechung.“

Unter den deutschen Diensten ist Seekport.de ein Vorreiter. Theoretisch sind die Bonusfunktionen interessant: Je nach Wunsch beschränkt die Suchmaschine die Treffer auf Nachrichtenseiten, Blogs und Lexika oder Seiten aus Europa und blendet zusätzliche Ergebnisspalten mit Bildern ein. Leider ist die Zahl der Treffer äußerst mau. Diese deutsche Seite bringt leider nur unbefriedigende Suchergebnisse zustande.

Ebenfalls interessant ist Clusty. Der Suchdienst sortiert die Treffer nach Oberbegriffe, daher der Name Cluster. Das vereinfacht den Überblick. Zudem behauptet auch Clusty-Anbieter Vivisimo, keine persönlichen Daten zu speichern.

Das Regionale Rechenzentrum Niedersachsen hat noch eine Alternative: Die Meta-Suchmaschine Metager sucht nicht selbst, sondern führt Suchen auf anderen Maschinen durch. Metager speichert IP-Adressen für drei Tage.

Das Russen-Google heißt Yandex

Neue Wege geht Yacy. Statt einer Zentrale soll ein Netzwerk mit einer dezentralen Infrastruktur entstehen, zu dem die Nutzer selbst beitragen – eine Art soziales Such-Netzwerk. Nach Installation der Open-Source-Software wird man Teil des Suchmaschinen-Schwarms. Träger ist ein gemeinnütziger Verein. Nach eigenen Angaben werden keine wNutzerdaten gesammelt. Nachteil: Die Funktion hängt von der Zahl der Beteiligten ab.

Ähnlich geht es bei Mister Wong. Bei dem sozialen Lesezeichen-Netzwerk hinterlegen die Nutzer Verweise oder Dokumente. Das deutsche Unternehmen mit Sitz in Weinheim bietet eine kostenlose Registrierung. Die Lesezeichen sind öffentlich oder können als privat markiert werden. Benutzer können auch Netzwerke bilden und sich ihre Sammlungen gegenseitig zur Verfügung stellen.

Während Google in Deutschland als Quasi-Monopolist gilt, ist das in Rußland ganz anders. Dort nutzen 60 Prozent aller Internetanwender den einheimischen Dienst Yandex. An der Marktmacht von Yandex beißt sich Google die Zähne aus.

Kein Wunder: Der Service bietet mindestens ebenso gute Ergebnisse wie der US-Konzern. Bei lokalen Anfragen, zum Beispiel nach Restaurants in Moskau, läßt Yandex die Konkurrenz dumm aussehen. Durch die personalisierte Suche, die Anfragen analysiert, werden die Ergebnisse auf die Interessen des Nutzers zugeschnitten. Dazu speichert Yandex natürlich IP-Adressen und Sucheinträge. Es besteht die Gefahr, daß die Daten dortigen Behörden mitgeteilt werden.

Das regelmäßige Löschen von Browser-Verläufen und Cookies sollte natürlich obligatorisch sein. Wer es noch sicherer wünscht, surft anonym durch Verschlüsselungsdienste wie Tor. Für Laien eignet sich besonders das Browser-Bündel von Tor, das schon vorkonfiguriert ist. Angenehmer Nebeneffekt: Youtube-Videos, die für deutsche Nutzer von der Gema gesperrt sind, können durch Tor getarnt problemlos angeschaut werden.

Internet-Suchmaschinen:

www.google.de

www.duckduckgo.com

www.blekko.com

www.ask.com

www.seekport.de

www.clusty.com

www.metager.com

www.yacy.net

www.mister-wong.de

www.yandex.ru

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