© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  28/13 / 05. Juli 2013

Politische Geographie: Frankreichs Provinz im Wandel
Vergleichbar mit den Banlieues
(ob)

Perpignan, eine Stadt mit 118.000 Einwohnern, dicht an der Grenze zu Spanien gelegen, ist mit seiner Randständigkeit im zentralistischen Frankreich ein Synonym für Provinz. Nach den Maßstäben der politischen Geographie rangiert die von nordafrikanischer Einwanderung geprägte Stadt jedoch durchaus auf dem Niveau der Zentrale Paris. Den großen Ausschreitungen in den Pariser Vororten vom Herbst 2005 war man im Altstadtviertel von Perpignan daher schon Monate voraus. Ethnische Segregation, in ihren Quartieren streng voneinander abgegrenzte Bevölkerungsgruppen, Nordafrikaner, Zigeuner sowie Franzosen mit „algerischem oder marokkanischem Migrationshintergrund“ kennzeichnen die sozialräumliche Fragmentierung. Wohnarmut und Verfall in der Altstadt wie in den Neubauvierteln des Nordens haben soziale Problemlagen entstehen lassen, die denen der Banlieues in Frankreichs Metropolen vergleichbar seien, wie eine Studie des Flensburger Geographen Holger Jahnke und seines Kollegen David Giband (Perpignan) ausweist (Geographische Rundschau, 5/2013). Vor dem Hintergrund der sehr heterogenen Bevölkerungsstruktur, deren Probleme sich durch „kontinuierliche Zuwanderung“ verschärfen, sehen die beiden Wissenschaftler kaum Hoffnung auf Besserung. Aber vielleicht könnte die „Vision eines Archipels der 36 Gemeinden“ neue „Identifikationskraft“ entfalten. (ob)

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