© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  28/13 / 05. Juli 2013

Haltungsnote
Unsere Sabine kämpft und siegt
Christian Rudolf

Ich traue ihr das Achtelfinale zu“, sagte Tennis-Bundestrainerin Barbara Rittner, „gegen Serena Williams. Das wäre ein Hammerspiel.“ Und es wurde ein Hammerspiel gegen die Weltranglisten­erste. Eine Überraschung, ein Sommermärchen. Die junge Berlinerin Sabine Lisicki gewann Montag nachmittag in Wimbledon gegen die Favoritin und Titelverteidigerin aus den USA. Keine Geringere als Steffi Graf gratulierte ihr über Facebook zum Sieg auf dem geheiligten Rasen im Londoner Südwesten. Für Tennislegende John McEnroe war ihr Sieg die „größte Sensation im bisherigen Turnierverlauf“.

Die 23jährige Deutsche riß das Ruder in einer schon aussichtslos scheinenden Partie herum. Sie wehrte ihre Angst ab, wich nicht zurück, ließ sich von der Sieges-Aura der Amerikanerin nicht einschüchtern, blieb präsent am Ball. Die Gunst der Götter gehört denen, die nicht aufgeben: Im entscheidenden dritten Satz brachte sie die erfolgsverwöhnte Amerikanerin sogar ins Straucheln! Als Lisicki den zweiten Matchball verwandelt hatte und ihr Triumph klar war, ließ sie sich auf den Rasen plumpsen, kniete vor Freude, ballte beide Fäuste jubelnd vorm Gesicht. Im Interview hinterher kullerten ihr die Tränen nur so über die Wangen, immer wieder stammelte sie, das sei „unglaublich“.

Wie immer aber kommt der Erfolg nicht von ungefähr, sondern durch harte Arbeit. Kenner sagen der Wahlberlinerin, die die meiste Zeit in den USA trainiert, eine dufte Kombination aus Spielstärke, Schlaghärte und Siegeswillen nach. Schon ihre Eltern waren zäh. Vor über 30 Jahren sagten sie Unterdrückung und Polonisierung entschieden ade und siedelten an den Rhein aus. Ihr Vater jobbte als Tennistrainer. Ach, nebenbei: Während diese Zeilen entstanden, fegte Lisicki die Estin Kaia Kanepi vom Platz und zog ins Halbfinale ein. Deutschland hat wieder eine, die Wimbledon gewinnen kann!

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