© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  29/13 / 12. Juli 2013

Nichts dazugelernt
Zweiter Aufguß von David Irvings Hitler-Biographie
Lars Scheuer

Geboren wurde der britische Historiker David Irving im März 1938, in der welthistorischen Stunde, als sich der „Anschluß" der Republik Österreich an das Deutsche Reich ereignete, das dann für sieben Jahre als das „Großdeutsche" firmierte.

Adolf Hitler, der im Triumphzug den Wiener Heldenplatz erreichte, um als geübter Meldegänger nun auch „vor der Geschichte" die historisch etwas gewagte „Rückkehr" seiner Heimat ins Reich aller Deutschen zu verkünden, ist für Irving zum Schicksalsmann geworden. Denn seine kühne These, ausgerechnet die Nummer eins der NS-Hierarchie habe nichts von der seit 1941 verfolgten brachialen Judenpolitik gewußt, hat ihm in Hitlers Geburtsland eine empfindliche Haftstrafe als „Wiederbetätiger" eingebracht, und sie stieß ihn ins Nirwana wissenschaftlich ausgegrenzter „Revisionisten".

Vorbei waren damit die einträglichen Lustren, als der von Spiegel und Welt hofierte Brite zum zeithistorischen Establishment zählte. Wenn er, sich selbst zum 75. Geburtstag beschenkend, jetzt seine Hitler-Monographien aus jener Zeit in einem Wälzer vereint neu ediert, dann wird offenkundig, warum Irving, dessen Quellenkenntnis Kohorten volkspädagogisch geeichter Ordinarien beschämte, lange als seriös galt.

Denn in einer geschichtspolitischen Kardinalfrage, „der deutscher Alleinschuld" anzulastenden „Entfesselung" des Zweiten Weltkrieges, lag der einst renommierte Autor exakt auf der staatstragenden Linie von Hillgruber & Co. Und darin ist er sich treu geblieben, denn in der aktuellen Ausgabe „revidiert" er, wozu etwa die Forschungen Stefan Scheils reichlich Anlaß bieten, kurzerhand nichts von dem Märchen des „Stufenplans zur Weltherrschaft".

Dabei hätte Irving nicht nur seine konventionell geratene Darstellung der dramatischen Wochen vor dem 1. September 1939 erheblichen Korrekturen unterziehen müssen, sondern sich quellenkritisch einigen „Schlüsseldokumenten" seiner Theorie, etwa Hitlers Rede im Reichswehrministerium kurz nach der Machtergreifung oder dem „Hoßbach-Protokoll", widmen müssen. So bleibt das nicht auf den Stand der Forschung gebrachte Werk eine Erinnerung an die überholten Interpretationen der alten Bundesrepublik.

David Irving: Adolf Hitler. Führer und Reichskanzler 1933–1945. Winkelried-Verlag, Dresden 2013, gebunden, 840 Seiten, Abbildungen,
39,80 Euro

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