© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  29/13 / 12. Juli 2013

Leserbriefe

Zum Schwerpunktthema: „Warum Bargeld lacht", JF 28/13

Widerstand im Zahlungsverkehr

Noch im Oktober 2012 veranstaltete die Deutsche Bundesbank ein Symposium zum Thema Bargeld. Dort hielt deren Zentralbereichsleiter Bargeld, Helmut Rittgen, den Vortrag „Bargeld – ein Zahlungsmittel von gestern?". Dieser ist auch auf der Netzseite der Bundesbank abrufbar. Rittgen berichtete dort von einer eigenen Studie über das Zahlungsverhalten in Deutschland. Demnach hat ein gutes Zahlungsmittel vor allem fünf Eigenschaften: Sicherheit, Akzeptanz, geringe Kosten, Bequemlichkeit und Schnelligkeit sowie Anonymität. Rittgen zog das Fazit, Bargeld werde auch das gesetzliche Zahlungsmittel von morgen sein, zumindest, solange es überall akzeptiert wird und es die Konsumenten davor bewahrt, gläsern zu werden. Sorgen wir also dafür, daß diese Bedingungen erhalten bleiben, indem wir Bargeld fleißig benutzen. Als unseren täglichen kleinen Beitrag des Widerstandes gegen die Unfreiheit.

Helge Ohlsen, Hamburg

 

 

Zu: „Mißtrauen ist angebracht" von Ronald Gläser, JF 28/13

Ausweg: Den Wechsel wechseln

Dank dem Autor für seine wichtigen Gedanken und Hinweise! Zwei Dinge habe ich vermißt. Erstens: Wenn es nur noch Buchgeld gibt, mit dem über das Bankkonto bezahlt werden muß, hat der Staat jederzeit die Möglichkeit, das Konto zu sperren – aus welchen Gründen auch immer. Dann steht der Bürger vollkommen hilflos da, er kann nicht mehr auch nur über einen einzigen Cent seines eigenen Geldes verfügen! Zweitens: Der Ratschlag, Bargeld zu horten, erscheint nach Zypern geradezu zwangsläufig, es bringt auf der Bank eh keine Zinsen. Zurück zu Omas Sparstrumpf unter der Matratze also. Nur: Wer das Geld in Euro-Scheinen hortet, kann schnell eine böse Bauchlandung erleben – dann nämlich, wenn die EZB oder wer auch immer über Nacht eine Währungsreform durchführt und die bisherigen Noten und Münzen für ungültig erklärt.

Sicher ist folglich nur, wer sein Bargeld in einer Nicht-Euro-Währung vorhält. Die Auswahl ist selbstverständlich sehr schwierig und birgt Risiken aufgrund von Wechselkursschwankungen.

Hans-Eberhard Fischer, Stuttgart

 

 

Zu: „Partner dritter Klasse" von Thorsten Brückner, JF 28/13 & Schwerpunkthema „Freund hört mit", JF 26/13

Mär von der „Völkerfreundschaft"

Die Aufregung über die massiven Abhörtätigkeiten der Amerikaner und Briten ist entweder heuchlerisch oder dumm. Gab es irgendeinen Grund anzunehmen, Deutschland würde nicht ausspioniert? Am schlimmsten wird es, wenn zur Begründung der Empörung die „Freundschaft" zitiert wird. In der ganzen Geschichte gab und gibt es keine Freundschaft zwischen Staaten. Diese haben Interessen, die sich zeitweilig mit denen anderer Staaten decken können. Die einzige Ausnahme hiervon ist Deutschland, das von dauernder Freundschaft zu allen Staaten der Welt träumt, was fatal an das SED-Schlagwort „Völkerfreundschaft" erinnert. Dementsprechend macht unser Staat sich zum Verlierer jeder internationalen Verhandlung, weil er, anstatt seine eigenen Interessen zu vertreten, aus „Freundschaft" stets nachgibt.

Ernst S. von Heydebrand, Vallendar

 

 

Zu: „Immer an Willys Seite" von Thorsten Hinz, JF 28/13

Versteckspiel hinter den Kanzlern

Hier wird behauptet, der Ausspruch Brandts aus den achtziger Jahren, die Wiedervereinigung sei eine „Lebenslüge", wäre plausibel, weil Bahr 1966 im Auswärtigen Amt keinerlei Konzepte zur Wiedervereinigung gefunden hätte. Dies ist starker Tobak. Schließlich stimmte noch 1988/89 die gesamte SPD-Elite von Rau, Vogel, Schröder, Eichel, Lafontaine und natürlich auch bis zu Bahr in diesen Chor ein. Doch Bahr begriff als „Architekt der deutschen Ostpolitik" wohl als einer der letzten, was die Stunde geschlagen hat. Als Leipziger verfolgte ich zur Wende die Politik besonders sensibel und hörte im Deutschlandfunk im Januar 1990 folgendes Interview: Sinngemäß sagte Bahr, die Einheit Deutschlands könne erst nach der Auflösung der Militärblöcke Nato und Warschauer Pakt möglich werden, doch dieses Ereignis werde nicht vor 1995 eintreten.

Dr. Helmut Sprinz, Leipzig

 

 

Zu: „‘Das ist gelebter Multikulturalismus’" von Felix Krautkrämer, JF 27/13

Früher Pharisäer, heute Grüne

Ich schlage vor, die kampierenden Afrikaner genau dort einzuquartieren, wo ihnen die größte Toleranz entgegengebracht wird: bei Abgeordneten von SPD, Grünen und Linkspartei, ferner bei Journalisten der öffentlich-rechtlichen Sender und evangelischen Kirchenfürsten. Zuvorderst allerdings beim grünen Bezirksbürgermeister Schulz. Sollen diese linken Tugendwächter, denen Deutschland nach eigenem Bekunden gar nicht bunt genug sein kann, die von ihnen ständig angemahnte Willkommenskultur doch erst mal in ihren eigenen vier Wänden praktizieren.

„Tue Gutes auf Kosten anderer" war schon immer das Motto linksgrüner Gutmenschen. Was in der Bibel die Pharisäer, das sind heute die Grünen. Die Heuchelei und Selbstgerechtigkeit dieser Leute ist kaum noch zu ertragen.

Stephan Zankl, München

 

 

Zu: „Die Schätze müssen zurück" von Richard Stoltz, JF 27/13

Nachhaltige Verfolgung

Absurd ist die Haltung der russischen Regierung und der Ton deutscher Medien, die den Lagerungsort der Kunst – so beim Eberswalder Goldschatz – als beliebig darstellen. Bei der Beutekunst handelt es sich aber um 4,2 Millionen Bücher, Handschriften und Schriftraritäten, über eine Million Museumsgegenstände und über drei Kilometer Archivbestände, die zum Teil nur lokalen, regionalen und rezeptionsgeschichtlich im deutschen Kulturraum verwurzelten Bezug haben und für die russische Forschung belanglos sind. Diese Kulturgüter gehören hiesigen Universitäten, Sammlungen, Stiftungen, Familien, Instituten, kommunalen und staatlichen Provenienzstellen. Zu den in die Sowjetunion verschleppten Schätzen gehören auch die Herzogliche Bibliothek aus Meiningen, die Schloßbibliothek aus Gotha oder der Nachlaß von Walther Rathenau. Diese dürften keine Zierde russischer Depots sein.

Dr. Herbert Güttler, Bad Honnef

 

 

Zu: „Wir können besser ohne" von Birgit Kelle, JF 27/13

Fehler im rechnerischen Kalkül

Wenn die Familienpolitik das Ziel hat, „möglichst viele Kinder in unserem Land hervorzubringen", wäre sie, wie Birgit Kelle feststellt, „komplett gescheitert". Die Politik hat den Hebel an der falschen Stelle angesetzt, indem sie sich nur auf die belastenden Folgen einer Geburt konzentriert; sie will den Eltern die damit verbundene Arbeit und finanziellen Einschränkungen erleichten und eine längere Unterbrechung der Berufstätigkeit der Mütter verhindern. Dadurch werden die Gedanken der potentiellen Eltern vor allem auf die zu erwartenden Schwierigkeiten und die angebotenen Hilfen gelenkt; die Entscheidung für ein Kind wird zum rechnerischen Kalkül.

Mehr Kinder können nur entstehen, wenn die dafür positiven Motive stärker sind als alle Ängste und Bedenken. Hinter der Entscheidung für Kinder müßten vor allem Wünsche stehen wie: Liebe und Lebenserfahrung an das „eigene Fleisch und Blut" weiterzugeben, das Weiterleben der Familie in der nächsten Generation zu sichern, einen Besitz von den eigenen Kindern weiterführen zu lassen oder im Alter eine Stütze an ihnen zu haben. Damit solche Wünsche erfüllbar sind, müssen die Kinder in stabilen Familien mit Vater, Mutter und Geschwistern aufwachsen und hier, nicht in erster Linie in staatlichen Institutionen, betreut und erzogen werden.

Genau diese Voraussetzung ist aber immer weniger gegeben, weil der Staat die Ehe und die Familie demontiert und das grundgesetzliche Erziehungsrecht der Eltern zunehmend selbst beansprucht. Solange allgemein erwartet wird, Frauen müßten bald nach der Geburt des Kindes in den Beruf zurückkehren und das Kind in die Kita geben, und solange Frauen, die ihre Erfüllung als Mutter und Hausfrau finden, als unzeitgemäß gelten, wird sich kaum etwas ändern.

Dr. Hans Troje, Einbeck

 

 

Zu: „Wir haben allen Grund dazu" von Georg Meinecke, JF 26/13

Wir müssen aufhören

Ein großartiger Beitrag! Deutschland hat keine Zukunft, wenn die Herrschenden nicht vom Geist der Vaterlandsliebe erfaßt ihre Pflicht tun. Wir müssen wieder ein Geschichtsbild schaffen, das auch die zahlreichen positiven Gestalten und Epochen der deutschen Geschichte als Beispiel für die Gegenwart in den Mittelpunkt stellt. Wir müssen aufhören, unsere Vergangenheit als Verbrechen zu betrachten, Stolz und Selbstachtung für unser Volk zu verwerfen. Das heißt auch Abschied nehmen von einer Praxis, in der das Positive die Ausnahme und das Negative die Regel darstellt.

Selbstbewußtsein ohne Überheblichkeit; Wehrhaftigkeit und Stärke ohne Aggressivität; Toleranz und Verständnis, aber ohne unterwürfige Anbiederei. Das sind Grundwerte, die wiedergewonnen werden müssen. Nur so kann ein zum Wohle von Volk und Vaterland wirklich erneuernder Geist erblühen.

Konrad Zimmer, Königsberg i. Fr.

 

 

Zu: „Lustig in den Untergang" von Michael Paulwitz, JF 26/13

Ein demokratischer Prozeß

Auf welche Barrikaden soll „das Volk" gehen? So, wie es hinter Adolf in seine Niederlage marschiert ist, marschiert es heute kritiklos, gehirngewaschen und von seiner Nichtswürdigkeit überzeugt hinter Angela her in seine Abschaffung und läßt sich einreden, das sei ein demokratischer Prozeß.

Eberhard Koenig, Baiern

 

 

Zu: „Napoleon schleuderte den Hut auf den Boden" von Mario Kandil, JF 26/13

Nicht nach Paris, nach Dresden!

Zwei Räume, in denen das Streitgespräch im Marcolini-Palais am 26. Juni 1813 stattfand, existieren noch im Originalzustand und sind einmal jährlich zum Tag des Denkmals für die Öffentlichkeit zugänglich. Interessenten können sich an Frau Hunger, Leiterin für Öffentlichskeitarbeit im Städtischen Klinikum Dresden-Friedrichstadt wenden (Telefon 03 51 / 4 80 31 70), denn das Marcolini-Palais wurde 1845 zum Krankenhaus umgewandelt.

Marcolini hatte sein gesamtes Areal dem Stab der Napoleonischen Armee zur Verfügung gestellt. Das Gelände hatte zuvor August dem Starken gehört, der es seiner einstigen Geliebten Fürstin Lubomirska geschenkt hatte. Diese verkaufte in finanzieller Not an Heinrich Graf Brühl. Der ließ den schönsten Park Dresdens anlegen mit dem Neptunbrunnen Lorenzo Matiellis als krönenden Abschluß, einem Barockbrunnen, der sich mit dem Trevi-Brunnen in Rom vergleichen kann.

Metternich kehrte im Alter noch einmal an den Verhandlungsort zurück und schrieb Gedächtnisprotokolle. Die einen zweifeln diese aufgrund der langen Zwischenzeit an, die anderen gerade nicht, weil die Menschen damals nicht mit dem Informationsmüll, wie wir ihn heute erleben, belastet waren.

Als Gästeführer meine ich, daß das gesamte Gelände mit dem angrenzenden ältesten katholischen Friedhof im protestantischen Sachsen zu den Perlen Dresdens gehört, von den Touristenströmen bislang unbemerkt.

Rolf Zimmer, Dresden

 

 

Zu: „Tanz den Silvio Gesell" von Petra Knoll, JF 25/13

Kein Teil der Freiwirtschaft

Der Beitrag über den Sozialreformer Silvio Gesell ist leider kaum aussagekräftig. Als Anhänger der Freiwirtschaftslehre erlebe ich immer wieder, daß Gesell nicht verstanden wird. Wie sonst ist es zu erklären, daß der unbedeutendste Punkt der Wirtschaftstagung zur mißverständlichen Überschrift wird? Gesells Grundgedanken zur Geldtheorie sind volkswirtschaftlich völlig neu. Sie sehen Geld als Tauschmittel, das nicht gehortet werden darf. Es muß „zum Umlauf" gezwungen werden. Die punktuellen Erfolge mit freiwirtschaftlichem Geld wie in Wörgl beruhten auf dem ständigen Umlauf des Zahlungsmittels in der realen Wirtschaft. Hierdurch wurde genügend preiswertes Geld für Kredite und andere Arbeit zur Verfügung gestellt. Regio-Gelder sind sehr dienlich zur Einführung in ein nicht-kapitalistisches Geld, da sie keine Zinsen erpressen. Sie fördern sehr den Sinn für ein funktionierendes Gemeinwesen.

Dorothea Zill, St. Peter-Ording

 

 

Zur Meldung: „Ausstellung zu Leni Riefenstahl in Prora", JF 24/13

Fluchtpunkte Jagger und Warhol

Wieder einmal wird die Karriere der vielleicht größten Filmemacherin der Neuzeit, so einst die New York Times über Leni Riefenstahl, klischeehaft dargestellt. Die ganze Palette ihrer weltweiten Anerkennung kann hier gar nicht wiedergegeben werden. Nicht zufällig reüssierte sie nach 1945 beispielsweise mit ihren Aufnahmen von Afrika und der Unterwasserwelt in Life oder in der Sunday Times, für die sie auch die Olympischen Spiele in München 1972 fotografierte. Allein die gemeinsamen Bilder mit Mick Jagger oder Andy Warhol lassen ahnen, daß sich die Legende Riefenstahl nicht auf das Dritte Reich verkürzen läßt.

Heinz Hochapfel, Zweibrücken

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