© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  30-31/13 19. Juli / 26. Juli 2013

Eine Grenze überschritten
Politiker verklagen Rap-Musiker Bushido
Fabian Schmidt-Ahmad

Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) will den Rap-Musiker Bushido wegen dessen neuem Musikvideo „Streß ohne Grund“ verklagen. Das bestätigte Senatssprecher Bernhard Schodrowski. Auch der integrationspolitische Sprecher der FDP im Bundestag, Serkan Tören, will einen Strafantrag stellen. „Das Video ist voller Haß. Ich verstehe es so, daß es zu einem Mord aufruft.“ Die FDP-Fraktion zeigte sich solidarisch mit Tören. „Wir stehen für die freie Entfaltung von Kunst und Kultur, aber hier ist jede Grenze überschritten“, empörte sich der Parlamentarische Geschäftsführer Jörg van Essen.

In dem Musikvideo rappt Bushido (34) unter anderem: „Kay, du Bastard, bist jetzt vogelfrei / du wirst in Berlin in deinen Arsch gefickt wie Wowereit“. Und: „Ich schieß auf Claudia Roth, und sie kriegt Löcher wie ein Golfplatz“ oder „Ich will, daß Serkan Törun jetzt ins Gras beißt“. Auf einigen Internetportalen ist das Video inzwischen gesperrt.

Der Parlamentarische Geschäftsführer der Grünen, Volker Beck, warf Bushido „Hetze gegen Schwule“ vor. So heiße es in einzelnen Passagen: „Was für Vollmacht, du Schwuchtel wirst gefoltert“ und „es ist ganz normal, Männer lutschen keine Schwänze“. Derartiges werde in Deutschland für gewöhnlich rechtsstaatlich verfolgt, empörte sich Beck im NDR. Er forderte zudem den Burda-Verlag als Ausrichter des Bambi auf, die Bushido verliehene Auszeichnung abzuerkennen. Der Rapper hatte 2011 den Bambi für Integration erhalten.

Grund für Bushidos verbalen Rundumschlag dürften neben reinen Marketingerwägungen dessen enge Verbindungen zu einem stadtbekannten Araberclan sein. Zwar kokettierte Anis Mohamed Youssef Ferchichi, wie Bushido mit bürgerlichem Namen heißt, seit jeher mit Kontakten ins kriminelle Milieu. Das hinderte prominente Politiker jedoch nicht daran, sich mit dem Rap-Musiker zu zeigen. So absolvierte der Bambi-Preisträger im Sommer 2012 bei dem CDU-Abgeordneten Christian Freiherr von Stetten ein Praktikum im Bundestag.

Erst als der Stern im April ein Papier publik machte, welches Bushidos Beziehung zu dem Clan dokumentierte, rückte man öffentlich von dem Rap-Musiker mit tunesischen Wurzeln ab. In dem Papier erteilte Bushido einem Clanmitglied die Generalvollmacht, nach eigenem Gutdünken über sein gesamtes Vermögen zu verfügen.

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