© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  30-31/13 19. Juli / 26. Juli 2013

Leserbriefe

Zu: „Euro-Kritiker auf der Zielgeraden“ von Marcus Schmidt, JF 29/13

Schizophrenie in der Eurokritik

Wie Euro-Experte Hans-Olaf Henkel jüngst in München überzeugend dargelegte, hat der Euro in der gegenwärtigen Konstellation keinerlei Überlebenschancen. Sein Vorschlag, die wirtschaftlich starken Länder sollten den Euro verlassen, ist wohl die einzig richtige Lösung. Sie hilft einerseits den schwachen Südländern und schränkt andererseits die Konkurrenzfähigkeit der stärkeren Länder nicht allzusehr ein. Schizophren ist da die Haltung vieler Zeitgenossen in Deutschland, die zwar den Euro beibehalten wollen, aber mit den irrsinnigen Rettungsmaßnahmen für den Euro nicht einverstanden sind. Deshalb ist es gut, daß es inzwischen die neue Partei Alternative für Deutschland gibt. Nur wenn sie mit einem hohen Stimmenanteil in den kommenden Bundestag einzieht, kann Deutschland noch vor dem kommenden Ruin gerettet werden.

Herbert Gaiser, München

 

 

Zu: „Ein schlesisches Drama“ von Dieter Stein, JF 28/13

Wahrheitsfindung selten

Als Schlesier kann ich der JF nur danke sagen für Ihre Berichte und diese Kolumne von Chefredakteur Dieter Stein. Wo erfährt man sonst noch die Wahrheit? Günter Seefeld,

Frankfurt am Main

 

Gewissen und Geschmack

Glauben Sie wirklich, daß nur die Erinnerung an die Vertreibung verschwinden soll? Seit einiger Zeit beobachte ich, daß für Orte der ehemals deutschen Ostgebiete nur noch der jetzige polnische oder russische Name verwendet wird. Die Süddeutsche Zeitung erhebt dies zu einer Gewissensfrage. Für sie hat die Verwendung der deutschen Namen einen „revisionistischen Beigeschmack“ (SZ Magazin vom 5. April 2013). Während in Polen zunehmend der deutschen Besiedelung gedacht wird und in immer mehr Orten zweisprachige Ortsschilder aufgestellt werden, wird in der BRD, mit Anspruch moralischer Überlegenheit, ein Verhalten gefördert, mit dem die Erinnerung nicht nur an die Vertreibung, sondern auch an die ehemaligen deutschen Ostgebiete verschwinden soll.

Dirk Peschke, Hannover

 

 

Zu: „Zynischer Mummenschanz“ von Michael Paulwitz, JF 28/13

Ich möchte ein Flüchtling sein

Vor ein paar Jahren zählte die CSU-Europaabgeordnete Monika Hohlmeier im Hinblick auf Asylrechtsrichtlinien der EU auf, was alles ein Flüchtling darf: lügen, seinen Paß wegwerfen, die Behörden behindern, wo er nur kann. Und das ohne Konsequenzen für sein Verfahren.

Heute muß für Deutschland hinzugefügt werden: Flüchtlinge dürfen gegen geltendes Asylrecht verstoßen, sich zu Protestmärschen zusammenrotten, Protestcamps errichten und in der Hauptstadt ein Tribunal gegen die Bundesrepublik Deutschland abhalten. Wir haben es hier mit einem ungeheuerlichen Vorgang zu tun. Auf dem Hoheitsgebiet des Staates, der ihnen Zuflucht bietet, stellen Flüchtlinge und ihre Unterstützter unannehmbare Forderungen, versuchen sogar durch Hungerstreiks dem Staat Zugeständnisse abzupressen.

Ein nach Deutschland gekommener Flüchtling ist in der Frage, ob ihm politisches Asyl zuerkannt wird oder nicht, kein Verhandlungsapartner geschweige denn Bestimmer, sondern Antragsteller, der Recht und Gesetz des Staates zu respektieren hat. Wenn er den abwegigen Einflüsterungen von Unterstützern aus Asyllobby und linksextremen Kreisen folgt und sogar Menschenleben aufs Spiel setzt, darf mit der Anwendung physischen Zwangs nicht gezögert werden.

Günter Wegner, Schwerin

 

 

Zu: „Die Legende vom klassischen Nichtwähler“ von Christian Schreiber, JF 28/13

Eher Notariat als Parlament

Ursachen für die Nichtteilnahme an Bundestagswahlen sind meines Erachtens die Gleichartigkeit der etablierten Parteien in ihren politischen Aussagen, die Entmündigung des Souveräns durch die politische Klasse und die gleichgeschalteten Medien, das daraus erwachsende Gefühl der Ohnmacht („ich kann ja doch nichts bewirken“) sowie ein Mangel an Vernunft und politischer Reife.

Das Dilemma zeigt sich bereits mit Blick auf Art. 20 GG. Demzufolge übt das Volk seine Staatsgewalt „in Wahlen und Abstimmungen“ aus. Doch letztere werden dem Volk von den Politikern seit Jahrzehnten verweigert. Laut Art. 21 GG sollen die Parteien lediglich bei der politischen Willensbildung mitwirken. In der Realität aber haben sie sich des Staates bemächtigt und alle wesentlichen Positionen in der Legislative, Exekutive und der Judikative mit Parteimitgliedern besetzt und somit eine „Parteiendiktatur“ errichtet. Der Art. 38 GG bestimmt, daß die Abgeordneten Vertreter des ganzen Volkes, an Aufträge und Weisungen nicht gebunden und nur ihrem Gewissen unterworfen sind. In der Praxis werden die Kandidaten von ihren Parteien nominiert. Sie stehen auch nach ihrer Wahl oft in totaler Abhängigkeit von ihrer jeweiligen Partei, was bei einem Prozentsatz von heute etwa 56 Prozent Berufspolitikern kein Wunder ist.

Im Amtseid von Kanzler und Bundesministern wird geschworen, die „ganze Kraft dem Wohle des deutschen Volkes“ zu widmen, seinen Nutzen zu mehren, Schaden von ihm abzuwenden und das Grundgesetz und die Gesetze des Bundes zu wahren und zu verteidigen. In der Realität konstatieren wir wiederholte Verstöße dagegen. Stattdessen erfolgen im Namen der „Euro-Rettung“ Zahlungen und Bürgschaftsübernahmen in nicht zu verantwortendem Ausmaß. Dem Auftrag zuwider läuft auch die ungeregelte Zuwanderung in das Sozialsystem. Sind alle diese Handlungen mit dem Inhalt des Amtseides vereinbar? Das Parlament ist so zu einem reinen „Notariat“ verkommen. Alle Vorhaben der Regierung werden nur noch „abgenickt“.

Reinhard Brieger, Kellinghusen

 

 

Zu: „‘Der Industriestandort Deutschland gerät auf das Abstellgleis’“ von Christian Dorn, JF 27/13

SPD und Gewerkschaften blind

Noch nie ist die Gefahr, die dem Industriestandort Deutschland droht, so treffend dargestellt worden wie hier. Als Aktionär von Firmen mit energieintensiver Produktion weiß ich gewissermaßen als Insider, daß laufend Produktionsprozesse ins Ausland verlagert werden, wo der Irrsinn der Merkelschen Energiepolitik nicht nur nicht mitgemacht, sondern belächelt, ja begrüßt wird. Schließlich erhält man so ohne eigenes Zutun Aufträge, die Arbeitsplätze schaffen.

Traurig ist, daß unsere führenden Gewerkschaftsfunktionäre und die SPD den Wahnwitz der Energiewende nicht erkennen. Wir schalten vorbildlich gebaute und gewartete Kernkraftwerke ab, andere Länder – von weitsichtigen Politikern regiert – bauen die Kernenergie aus.

Kurt Fiebich, Düsseldorf

 

 

Zu: „In Bismarcks Bahnen“ von Jürgen Böttcher, JF 28/13

Große Verbreitung gewünscht

Der Rezensent weist mit Recht darauf hin, daß Reichskanzler und Auswärtiges Amt nicht gewillt waren, den Konflikt mit Polen im Sommer 1939 eskalieren zu lassen. Doch wie sah es auf polnischer Seite aus? Der fließend Polnisch sprechende frühere Ordinarius an der Universität Königsberg Bolko Freiherr von Richthofen führte Anfang der sechziger Jahre in einem Vortrag vor dem „Arbeitskreis Preußen“ aus, daß der damalige Oberbefehlshaber der polnischen Streitkräfte Marschall Rydz-Smigly auf einer Versammlung polnischer Reserve-Offiziere erklärt habe, Polen wolle den Krieg mit Deutschland – Deutschland werde ihn nicht verhindern können, selbst wenn es das wollte. Dabei zeigte Richthofen eine in der polnischen Zeitung abgedruckte Landkarte, auf der die polnische Grenze kurz vor Berlin verlief.

Der damalige englische Außenminister Lord Halifax erklärte am 1. September 1939: „Jetzt haben wir Hitler zum Krieg gezwungen, so daß er nicht mehr auf friedlichem Wege ein Stück des Versailler Vertrages nach dem anderen aufheben kann.“ Der polnische Staatspräsident Moscicki erklärte in seinem rumänischen Exil, seine Regierung sei bereit gewesen, auf die maßvollen deutschen Forderungen – exterritoriale Eisenbahn und Autobahn zwischen Reichsgebiet und Ostpreußen – einzugehen. Weil seine Minister aber mit englischer Hilfe rechneten, ließen sie es zum Kriege kommen. So sah es mit dem deutschen Aggressor-Status aus. Um der historischen Wahrheit willen kann man Scheils Buch nur eine möglichst große Verbreitung wünschen.

Albrecht von Kalm, Unkel

 

 

Zu: „Zugvögel in Chilisoße“ von Volker Kempf, JF 28/13

Vogelmorden im Rettungsgebiet

Zugvögel, heißt es hier, gelten in Ägypten als Delikatesse, und man hätte vielleicht den Schutz der Vögel zur Bedingung für die Zahlung von Entwicklungshilfe machen können. Ganz recht, aber warum so weit in die Ferne schweifen? Das Vogelmorden geht allen Initiativen und Gesetzen zum Trotz doch auch auf Zypern munter weiter, und auch da wurden Milliarden Euro zur „Rettung“ des Landes oder vielmehr der Banken bezahlt. Oder wie steht es mit Spanien? Genau der gleiche Fall. Etwas schwächer in Süditalien, aber immerhin, und auch Griechenland hat da keine ganz saubere Weste. Na ja, und den Nabu und andere „Naturschutzorganisationen“ wie den LBV können wir getrost vergessen. Für die entsprechende „Spende“ werden da auch schon mal Unbedenklichkeitsbescheinigungen für den Bau von „Vogelschredder-Anlagen“ zum Klimaschutz in Naturschutzgebieten erstellt.

Klaus Reichel, Forchheim

 

 

Zum Leserbrief: „Wahl ohne Volksbefragung“ von Dr. Edgar Umlauf, JF 28/13

Das „kleinere Übel“ ist von Übel

Eine treffliche Zusammenfassung! Doch es geht nicht nur um Karlsruhe und das Grundgesetz. Haben wir die Parteienlandschaft nicht selbst mit unseren Kreuzchen gebaut und ausgebaut? Es müßten endlich einmal alle zur Wahl gehen und die richtige Partei – die Alternative für Deuschland – wählen. Die Rede vom sogenannten „kleineren Übel“ können wir nicht mehr hören. Übel bleibt Übel!

Withold Julius Tyc & Genoveve Kalisch-Tyc, Idstein

 

 

Zu: „‘... der Mohr kann gehen!’“ von Mat­thias Bäkermann, JF 28/13

Negerküsse in der Schweiz

Es ist ja nur partiell gelungen, den Zigeuner – sprachlich – zu meucheln. Als Zigeunerbaron, Zigeunermusik und Zigeunerschnitzel lebt er fröhlich weiter. Trotzdem wollen die Inquisitoren der politisch korrekten Sprache nun beim Neger und Mohren reinen Tisch machen. Ihnen wäre wohl mitzuteilen, daß bei unseren weniger peniblen österreichischen und Schweizer Nachbarn nach wie vor Negerküsse und Mohrenköpfe unter dieser Bezeichnung erworben und verzehrt werden, und in einer grenznahen Stadt war sogar ein als „Negerlippen“ deklariertes Gebäck zu finden. Das liegt vielleicht daran, daß beide Länder keine „gewaltvolle Kolonialgeschichte“ haben.

Gert Ziegler, München

 

 

Zu: „‘Einseitige Versöhnung bringt nichts’“ von Christian Vollradt, JF 27/13

Politik kuscht vor der Geschichte

Die Vertreter der Vertriebenen sind frei und demokratisch gewählt. So sollten sie auch von den Volksvertretern respektiert werden. Diese sollten wissen, daß eine Verständigung und Versöhnung von beiden Seiten erfolgen muß. Nicht die deutschen Politiker, sondern die deutschen Vertriebenen haben die ersten Versuche mit dem polnischen Nachbarn zur Verständigung getan. Sie sind zu den Vertreibern gefahren, anfangs wurden sie sogar mit den Hunden oder mit der Miliz gehindert, wenn sie ihr Eigentum sehen wollten.

Nicht zu vergessen ist die große Aktion, als der polnische Sejm unter Jaruzelski 1981 das Kriegsrecht verhängte. Es waren auch hier die Vertriebenen, die die große Paketaktion für das polnische Volk gestartet haben. Alle Vorsitzenden der Landsmannschaften haben zu dieser Aktion aufgerufen, viele haben sogar beim Packen der Pakete geholfen. Wo waren die von „Versöhnung“ sprechenden Politiker damals? Sie sind eher mit den Änderungen von Straßennamen beschäftigt, während ihnen die Geschichte des eigenen Volkes offenbar gleichgültig ist. Die Absage beim Besuch des Bundestreffens ist beschämend. Ein Bekannter hat mir vor vielen Jahren gesagt: „Die Deutschen sind die besten Kämpfer gegen sich selber.“

Für wahre Verständigung und Versöhnung brauchen wir Politiker, die den Mut haben, der Gegenseite auch die geschichtliche Wahrheit zu sagen.

Florian Mierzwa, Oerlinghausen

 

 

Zu: „Frisch gepreßt: Rheinwiesenlager“, JF 27/13

Damals offen, heute verschlossen

Mit großem Interesse habe ich diesen Beitrag gelesen. Ich erinnere mich an eine Fotoreportage in einer großen deutschen Illustrierten, vermutlich der Stern, in den sechziger Jahren zu diesem Thema. Die Fotos zeigten ausgemergelte deutsche Soldaten in zerlumpten Wehrmachtsuniformen. Sie lagerten apathisch in völlig verschlammtem Gelände, lediglich mit Stacheldraht umgeben und von amerikanischen GIs bewacht. Von irgendwelchen Behausungen war weit und breit nichts zu sehen.

Im Textteil war unter anderem von einem Lager Bretzenheim bei Bad Kreuznach sowie in Oberwerth bei Koblenz die Rede. Damals wurde offen über die Geschehnisse im Zweiten Weltkrieg auf deutscher Seite, ebenso aber auch bei den Alliierten gesprochen und diskutiert. Könnte sich eine große deutsche Illustrierte heute noch eine solche Berichterstattung erlauben?

Harald Heinrich, Berlin

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