© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  32/13 / 02. August 2013

Troy Southgate. Der britische Anarchist trommelt unermüdlich für einen Dritten Weg
Der Rastlose
Nils Wegner

Ist Troy Southgate einer der Letzten oder der Ersten? Der britische Musiker, Schrifsteller und Multiaktivist gehört zu jener seltenen Spezies der nationalen Anarchisten, von der man nicht weiß ob sie die Nachhut des frühen 20. oder die Vorhut des jungen 21. Jahrhunderts sind.

Es geht um ein neues Weltbild – Southgate sucht die Idee des Nationalbolschewismus des 1967 verstorbenen Vordenkers Ernst Niekisch in die Postmoderne hinein zu transzendieren. Radikal, ökologisch und gegen einen „starken Staat“. So hat Southgate als einer der Vorreiter einer britischen neuen Rechten das regionalistische und weltanschaulich schrankenlose „National-Anarchist Movement“ (N-AM) quasi im Alleingang aus der Taufe gehoben.

Nicht weniger eifrig zeigt sich Southgate in verlegerischer Hinsicht. Er ediert die metapolitische Theoriereihe „Thoughts & Perspectives“ des britischen Kleinverlages Black Front Press, die sich etwa dem Jahrhundertschriftsteller und „feldgrauen Psychagogen“ (Martin Lichtmesz) Ernst Jünger ebenso widmet wie den Denkern Nietzsche, Codreanu, Spengler oder dem Vater des modernen Okkultismus, Aleister Crowley. Zwar beschränkt sich Southgates geradezu waldgängerische Tätigkeit nicht nur auf Literarisches – so ist er auch in diverse Musikprojekte involviert, allen voran H.E.R.R. („Heiliges Europa Römisches Reich“) –, aber seit etlichen Jahren nimmt das Schreiben den größten Stellenwert in seinem metapolitischen Wirken ein. Die Anzahl der von ihm verfaßten oder herausgegebenen Werke beläuft sich mittlerweile auf über sechzig. Und es sieht nicht so aus, als ob der Schaffensdrang dieses Getriebenen in Bälde versiegen würde.

Der wechselhafte politische Weg des 1965 geborenen Londoners nahm seinen Ausgang in der National Front, die Southgate aber bereits mit 24 Jahren wieder verließ, um sich der Querfrontgruppe „International Third Position“ anzuschließen. Nachdem auch diese seinen Ansprüchen nicht genügte, gründete er 1992 selbst das radikalere „English Nationalist Movement“, später „National Revolutionary Faction“, die Züge einer Untergrundorganisaton aufwies und sich teilweise an der rumänischen „Eisernen Garde“ der Zwischenkriegszeit orientierte. Nach weiteren Abstechern in obskure Gefilde – so gab Southgate kurzzeitig das Periodikum der „Anarchistischen Grünen“ mit heraus – wurden 2005 die „New Right“ und 2010 schließlich das N-AM gegründet, für das er das Manifest verfaßte.

Mit seinen Abstechern jenseits der reinen Politik sucht Southgate nach dem metapolitischen Ansatz einer ganzheitlichen, sich aus vielseitigen Einflüssen speisenden Gegenkultur. Und Koryphäen wie etwa der renommierte Politologe Roger Griffin warnen schon seit Jahren vor den kompromißlosen anarchistischen Gedankengängen des Troy Southgate.

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