© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  32/13 / 02. August 2013

In Malaysia kursieren Gold und Silber als „gottgefälliges“ Geld
Südasiatische Alternativen
Fabian Grummes

Wenn Mahathir bin Mohamad, der vier Jahrzehnte die Politik Malaysias bestimmte, sich zu heiklen Themen äußerte, wurden westliche Ohren hellhörig. So 1996, als der damalige Premier laut über eine islamische Goldwährung nachdachte. Der mit harter Hand, aber wirtschaftlich erfolgreich regierende „Dr. M.“ setzte einen Gedanken in die Welt, der Fahrt aufnahm und 2010 realisiert wurde. Der an Thailand grenzende Bundesstaat Kelantan ließ seine eigenen Golddinar und Silberdirhams prägen und führte diese als alternative Währung in seinem Gebiet ein.

Noch bevor die erste Münze mit einem Feingehalt von 4,25 Gramm Gold ausgeliefert worden war, fühlte sich die malaysische Zentralbank genötigt, zu betonen, daß es sich hierbei nicht um ein gesetzliches Zahlungsmittel handele. Damit verlor die neue Geldalternative im Prinzip aber bereits ihren ökonomischen Wind aus den Segeln. Die Argumentation für das Gold- und Silbergeld ist im Falle Kelantans eine rein religiöse. Die Forderung des Korans, den Zakat, eine für jeden Gläubigen obligatorische Spende, in Gold und Silber zu leisten, ist eine starke Motivation. Zudem läuft der Zwang zu gesetzlichen Zahlungsmitteln dem in Sure 4, 29 geforderten „Handel nach gegenseitiger Übereinkunft“ zuwider.

Dennoch hat diese Geldalternative gegen das Staatsmonopol einen schweren Stand. Dies liegt vor allem in der Schwankungsbreite der Edelmetalle begründet. Wer kann es sich leisten, gegen Geld Waren zu verkaufen, wenn er nicht weiß, welche Kaufkraft dieses Geld am nächsten Tag besitzt? Der Verfall des Silberpreises macht dies deutlich. Der Kaufpreis für einen Dirham (2,95 Gramm Silber) wurde inzwischen auf 25 malaysische Ringgit festgelegt. Das entspricht mehr als dem Doppelten des börslichen Silberpreises.

Wer sein Silbergeld derzeit zurücktauscht, würde einen herben Verlust einstecken. Entsprechend gering ist die Zahl der Geschäfte und Läden, die Gold und Silber akzeptieren, auch wenn ihre Zahl langsam wächst. Hinzu kommt das Greshamsche Gesetz, nach dem schlechtes Geld gutes verdrängt: Die Malayen sind – unter anderem auch durch die Asienkrise – an lang anhaltenden Perioden der Geldentwertung gewöhnt.

Auf lange Sicht hat sich aber Gold deutlich besser gehalten als der Ringgit. Daher tendiert die Bevölkerung dazu, das Gold zu horten statt es zirkulieren zu lassen. Dennoch ist die Weiterentwicklung wichtig. Plattformen wie eDinar und Dinarpal machen Gold und Silber als Zahlungsmittel fit für das 21. Jahrhundert. Solange es ein staatliches Geldmonopol gibt, sind Gold und Silber nur sehr bedingt echte Zahlungsalternativen. Da aber die, im Zuge der Finanzkrise entstandene Rettungspolitik den Papiergeldregimen früher oder später ein Ende bereiten wird, ist es bereits jetzt sinnvoll, entsprechende Alternativen zu entwickeln und auszutesten.

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