© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  33/13 / 09. August 2013

Die Europäische Zentralbank enteignet die Deutschen
Milliarden-Entzug
Jörg Fischer

Solide Finanzen sind wichtig. Weil wir an morgen denken“, heißt es auf den CDU-Wahlplakaten. Die Merkel-Partei behauptet: „Wachstum braucht Weitblick. Und einen stabilen Euro.“ Doch der Bundeshaushalt mußte trotz sprudelnder Steuereinnahmen wieder mit neuen Milliarden-Schulden finanziert werden, das Denken und der Weitblick reichen seit der Finanzkrise 2008 immer nur bis zur jeweils nächsten Banken- oder Euro-Rettungsmaßnahme.

Aber wenigstens der Euro ist doch „stabil“ – oder? Auf den ersten Blick schon. Die offizielle Geldentwertung der Euro-Jahre war nicht höher als zu D-Mark-Zeiten. Das Geldvermögen der Privathaushalte in Deutschland ist allein 2012 um fast 229 auf 4.939 Milliarden Euro gestiegen. Doch in Preisen von 2002, dem Jahr der Euro-Einführung gerechnet, ist diese Summe nur 4.205 Milliarden Euro wert. Diese schleichende Entwertung allein durch die amtliche Inflationsrate von durchschnittlich 1,6 Prozent pro Jahr ist schon dramatisch genug. Doch dank der Euro-Krise und der lockeren Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) kommt inzwischen noch ein weiterer Milliarden-Entzug hinzu: die heimliche Enteignung duch finanzielle Repression – also Sparzinsen unterhalb der Inflationsrate.

Laut aktuellen Berechnungen der Postbank verlieren die Sparvermögen bei Banken in Deutschland in diesem Jahr durch die Niedrigzinspolitik der EZB real etwa 14 Milliarden Euro an Wert. 2014 steige der Vermögensverlust sogar auf 21 Milliarden Euro. „Durch den Anstieg der Inflation bei anhaltend niedrigen Zinsen wird sich die reale Vermögensentwertung beschleunigen“, warnte Postbank-Investmentstratege Marco Bargel in der Bild-Zeitung. Auch bei Betriebs- und Riesterrenten sowie Privatversicherungen sind Abschläge unvermeidlich – aber das entpuppt sich erst nach der Bundestagswahl als „alternativlos“.

Postbank-Studie zum Geldvermögen: www.postbank.de

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