© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  33/13 / 09. August 2013

Blick in die Medien
Lindenstraße laufen Zuschauer davon
Toni Roidl

Im Dezember 1985 startete die deutsche Fernseh-Seifenoper schlechthin: Die Lindenstraße. Über 1.400 Folgen und 28 Jahre später nerven Mutter Beimer und Co. immer noch. Die Autoren der Serie machen sich gar nicht erst die Mühe, volkspädagogische Botschaften unterschwellig in die Dialoge zu weben – die Darsteller beziehen zu jedem gesellschaftspolitisch relevanten Thema unverhohlen Stellung, natürlich stramm links, wie es sich beim WDR gehört. Selbst Wahlempfehlungen für die Grünen wurden den Schauspielern schon in den Text geschrieben.

Doch nun droht Ungemach. 185.000 Euro kostet den WDR die Produktion einer einzigen Folge. Doch immer weniger Leute wollen die Lindenstraße sehen: Von über zehn Millionen Zuschauern zu Glanzzeiten sind nur noch 2,9 Millionen Fans treu geblieben. Jetzt droht eine rigorose Spardiskussion.

Ende August will die ARD eine Entscheidung fällen. Der Vertrag mit Lindenstraßen-Erfinder Hans Geißendörfer läuft nur noch bis zum nächsten Jahr. „Wir haben keine Eile mit einer Verlängerung“, will die Bild vom WDR gehört haben. Wird die Serie weggespart?

Zwei Folgen, die der Sender aus Kostengründen streichen wollte, mußte der Regisseur aus eigener Tasche finanzieren. Das hat es beim deutschen Fernsehen noch nie gegeben. Doch der Sendeplatz am Sonntagabend vor dem Tatort ist zu attraktiv, um ihn mit einer staubigen Serie ohne Zuschauer zu blockieren.

Zuletzt kehrten selbst alte Fans der Lindenstraße scharenweise den Rücken, als Taxifahrer Andy Zenker in der Serie von einem türkischen Jugendlichen zusammengeschlagen wurde und sich dafür vor Gericht noch eine politisch korrekte Litanei über die angebliche rassistische Ausgrenzung des Schlägers anhören mußte. Solche Propaganda kann die Sendeanstalt billiger produzieren als für 185.000 Euro. Immerhin nur etwas mehr als das halbe Jahresgehalt des WDR-Intendanten.

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