© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  34/13 / 16. August 2013

Erste Homo-Trauung in Hessen-Nassau
Ein Riß durch die Kirche
Gernot Facius

Nun haben wir es also schwarz auf weiß: Segnungen homosexueller Partnerschaften durch evangelische Pastoren sind offenbar nur der Einstieg in den Ausstieg aus dem biblischen Eheverständnis: einer Verbindung von Mann und Frau.

In Seligenstadt wurde erstmals ein schwules Paar getraut – mit kirchlicher Beurkundung. Eine neue „Lebensordnung“ der hessen-nassauischen Landeskirche machte es möglich. Das „Debüt am Altar“ ist nicht nur, wie der Braunschweiger evangelische Bischof und Ökumene-Beauftragte Friedrich Weber meint, eine weitere Belastung für die Beziehung mit den Katholiken. Auch unter Protestanten selbst wächst die Verbitterung. Hat doch ein hessischer Oberkirchenrat unmißverständlich zu verstehen gegeben, daß die Bibel wegen ihrer „Zeitbedingtheit“ nicht mehr uneingeschränkt Gültigkeit besitze. Damit stieß er vor allem die theologisch konservativen Gläubigen vor den Kopf. Sie beklagen seit langem, nicht erst seit der umstrittenen EKD-„Orientierungshilfe“ zu Ehe und Familie, daß beim Schriftverständnis die gemeinsame Basis immer schwächer wird. Jetzt richten sich ihre Blicke auf die anderen Gliedkirchen der EKD.

Wird das hessische Beispiel Schule machen? Der Riß, der sich durch die Gemeinden zieht, ist nach Seligenstadt auf jeden Fall wieder ein Stück größer geworden.

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