© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  34/13 / 16. August 2013

Zugausfälle am Mainzer Hauptbahnhof
Politische Störungen
Georg Bernhard

Nichts geht mehr am Mainzer Hauptbahnhof. Von 15 Fahrdienstleitern ist knapp die Hälfte entweder krank oder im Urlaub. Versäumnisse bei der Personalplanung, die in Wahlkampfzeiten aber nicht nur die Mainzer Berufspendler, sondern auch die Berliner Berufspolitiker auf die Barrikaden treiben. „Hier wurde offenbar falsch gespart. Das rächt sich jetzt“, empört sich etwa SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück über die Etatpolitik von CSU-Verkehrsminister Peter Ramsauer. Dabei war es der von Gerhard Schröder 1999 eingesetzte Flugzeug- und Druckmaschinenmanager Hartmut Mehdorn, der genau diesen Sparkurs initiierte, um die Bahn AG für den Börsengang attraktiv zu machen.

„Ein freies Unternehmen im Wettbewerb könnte sich so etwas nicht leisten“, behauptet FDP-Spitzenkandidat Rainer Brüderle – wer häufiger Fluglinien oder Fernbusse benutzt, dürfte dies anders sehen. Und was Mainz erlebt, ist nur ein Vorgeschmack dessen, was bundesweit droht. Personal und Wartung sind seit Mehdorn so knapp kalkuliert, daß „Störungen im Betriebsablauf“ unvermeidlich sind. Innerhalb von zehn Jahren sank die Beschäftigtenzahl im DB-Fernverkehr auf die Hälfte, beim Netz wurde ein Viertel abgebaut. Die verbliebenen Schienen werden auf Verschleiß gefahren, Langsamfahrstellen verhindern Schlimmeres. Nur mehr Fahrdienstleiter einzustellen, reicht nicht aus.

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