© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  34/13 / 16. August 2013

Ungleich teurer
DVB-T: Der Niedergang des angeblich vorteilhaften Standards offenbart Mängel in der deutschen Rundfunk-Planwirtschaft
Christian Schreiber

Wird die Region Südbayern zum Modell für ganz Deutschland, was den Abschied von einer überholten Technik betrifft? Seit dem 1. August ist der Privatsender RTL im Raum München nicht mehr per Antenne zu empfangen.

Und München ist nur ein Anfang. Denn der Sender will sich bis Ende 2014 komplett aus der Verbreitung per DVB-T (Digital Video Broadcasting-Terrestrial) zurückziehen.

Vor einigen Jahren wurde diese Technologie als absolute Neuerung gepriesen. Vom „Überallfernsehen“ war die Rede, doch letztlich konnte sich der TV-Empfang per Antennenanschluß nicht durchsetzen.

27 Prozent aller Haushalte verfügen über einen DVB-T-Empfänger. 43 Prozent schauen über eine Satellitenschüssel und 45,6 Prozent mittels eines Kabelanschlusses. Von einer „Marktführerschaft“ auf den Campingplätzen witzelt die Branche, und die Landesrundfunkanstalten schlugen bereits 2006 Alarm. In einem Bericht wurde die Frage aufgeworfen, wie die vergleichsweise teure Versorgung eines geringen Prozentsatzes der Bevölkerung zu rechtfertigen sei. Die Verbreitung über Kabel oder Satellit sei ungleich günstiger.

Nun befürchten Vertreter der Öffentlich-Rechtlichen, daß das Beispiel RTL Schule machen könnte und auch andere private Anbiete den Ausstieg planen werden. Die staatlichen Rundfunkanstalten könnten dies nicht, schließlich sei es ihr Auftrag, eine Grundversorgung sicherzustellen. Da diese Zeche über die Zwangsgebühr „Rundfunkgebühr“ gezahlt wird, ist wenigstens die Finanzierung gesichert. Zumindest bis 2018 wird diese kostspielige Angelegenheit in der gewohnten Form weitergehen. So lange läuft noch der Vertrag der ProSiebenSat1-Gruppe, neben den Öffentlich-Rechtlichen der wichtigste Partner im DVB-T-System.

Die Bundesnetzagentur hat mittlerweile neue Konzepte gefordert und angeregt, man könne die Leitungen auch für die Umrüstung zum Breitband-Internet nutzen. Dort bestünde gerade in ländlichen Gegenden ein enormer Bedarf.

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