© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  35/13 / 23. August 2013

Als Berlin vor Napoleons Furor gerettet wurde
Am 23. August 1813 siegten die Preußen bei Großbeeren
Matthias Bath

Der Befehl Napoleons vom 13. August 1813 war unmißverständlich: „Den Feind rasch zurückwerfen, Berlin einnehmen, die Einwohner entwaffnen, die Landwehr und die ganze Masse schlechter Truppen zerstreuen (...) Sollte Berlin Widerstand leisten, so lassen Sie die Stadt durch Granaten in Brand schießen und suchen Sie die Stadtmauer durch schwere Feldgeschütze in Trümmer zu legen.“ Der Empfänger dieses Befehls, der französische Marschall Nicolas Oudinot, stand im August 1813 mit 68.000 Mann südlich von Berlin. Nach Ablauf des Waffenstillstandes am 10. August hätte eine schnelle Einnahme der Hauptstadt Preußens bereits zu Beginn des Herbstfeldzuges 1813 eine Schlacht-entscheidung zugunsten der Franzosen gebracht. Die einzelnen Korps von Oudinots Berlinarmee sammelten sich bis zum 18. August bei Baruth.

Ihnen stand vor Berlin als Teil der antinapoleonischen, alliierten Nordarmee unter dem schwedischen Kronprinzen Karl Johann und das III. Preußische Armeekorps mit etwa 41.000 Mann unter dem Generalleutnant Friedrich Wilhelm von Bülow gegenüber. Etwa die Hälfte der preußischen Truppen bestand aus schlechtausgebildeten und mangelhaft ausgerüsteten Landwehreinheiten. In den frühen Morgenstunden des 22. August tagte der Kriegsrat der Nordarmee in Philippsthal bei Saarmund.

Angesichts der heranrückenden Franzosen teilte der schwedische Kronprinz den anwesenden Generälen seinen Entschluß mit, sich über die Brücken bei Moabit zwischen Berlin und Charlottenburg hinter die Spree zurückzuziehen. Berlin sollte wenn nötig aufgegeben werden. In der Runde des Kriegsrates saß als einziger Preuße der General von Bülow. Er reagierte empört und wollte die preußische Hauptstadt auf jeden Fall retten. Nach langer heftiger Diskussion gelang es ihm, den Kronprinzen umzustimmen.

Dessen Befehl vom 22. August, gegen 9.30 Uhr gegeben, ordnete die Bereitstellung der Armee zur Schlacht an, wobei der linke Flügel des Bülowschen Korps bei Heinersdorf südöstlich von Teltow stand. Am Abend des 22. August besetzte eine preußische Kampfgruppe aus drei Bataillonen mit vier Kanonen das Dorf Großbeeren, durch das die Landstraße von Süden in Richtung Berlin führte. Am nächsten Vormittag ging das Korps des französischen Generals Jean Reynier auf Großbeeren vor. Eine zu diesem Korps gehörende sächsische Division nahm das Dorf im Kampf gegen die vergleichsweise schwachen preußischen Kräfte ein.

Reynier hielt damit seine Aufgabe für gelöst und ging mit seinen Truppen westlich und südlich Großbeerens ins Biwak. Nördlich von Großbeeren standen zu diesem Zeitpunkt die Truppen des III. preußischen Korps. Kurz entschlossen und für den Gegner überraschend ließ von Bülow nunmehr seine Truppen bei strömendem Regen auf Großbeeren vorrücken. Die Franzosen wurden erst auf den preußischen Anmarsch aufmerksam, als sich die preußische Artillerie auf den alles beherrschenden Windmühlenhügel bei Großbeeren eingeschossen hatte. Dann erhielten die preußischen Infanteriebataillone den Befehl zum Angriff. Unter klingendem Spiel gingen sie angesichts des Wetters mit gefälltem Bajonett vor, nahmen Großbeeren erneut ein und drängten die sächsischen und französischen Truppen in das südlich Großbeerens gelegene Waldgelände ab.

Gerade die von Napoleon nicht ernst genommenen Landwehrtruppen hatten sich in diesen Gefechten hervorgetan. Mit diesem ersten Sieg der antinapoleonischen Allianz im Herbstfeldzug 1813 war Berlin gerettet und der französische Plan einer Offensive nach Norden gescheitert. Die französische Berlinarmee zog sich nach Süden zurück, wo sie nach einer weiteren Niederlage bei Dennewitz am 4. September 1813 im Oktober 1813 in die große französische Niederlage in der Völkerschlacht von Leipzig einbezogen wurde.

In Großbeeren findet auch zum 200. Jahrestag der Schlacht das gewohnte Siegesfest vom 22. bis 25. August 2013 statt, dessen Höhepunkt sicher die Gefechtsnachstellung am Nachmittag des 24. August sein wird.

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