© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  36/13 / 30. August 2013

Niels Annen. Der Vorkämpfer „gegen Rechts“ zieht erneut in den Bundestag ein.
Zurück im Ring
Felix Krauträmer

Die vergangenen vier Jahre müssen für Niels Annen eine lange Zeit gewesen sein. Keine Kameras, keine Beachtung, keine Bedeutung. Doch mit der Bundestagswahl könnte die Durststrecke für den gestrauchelten Berufspolitiker endlich ein Ende haben. Einem Parlamentseinzug steht so gut wie nichts mehr im Weg. Und dann kann Annen sich auch wieder seinem Lieblingsthema widmen: dem „Kampf gegen Rechts“.

Mehr als sein halbes Leben engagiert sich der heute 40jährige bereits in der Politik. Mit 16 in die SPD eingetreten und bei den Jusos aktiv, arbeitet der gebürtige Hamburger seither an seiner Parteikarriere. Da blieb nicht viel Zeit für die Universität: Sein 1994 begonnenes Studium der Geschichte, Geographie und Lateinamerikanistik beendete er nach 28 Semestern 2008 ohne Abschluß. Um so erfolgreicher verlief sein politischer Aufstieg als Parteilinker. 2001 übernahm er den Bundesvorsitz der Jusos und blieb bis 2004 deren Chef. 2003 folgte die Mitgliedschaft im Parteivorstand. Als Sprecher der AG Rechtextremismus des SPD-Vorstandes war er 2005 für die Handreichung „Wirksam handeln gegen Rechts!“ verantwortlich (JF 15/05), mit der Funktionsträger der Partei auf Linie gebracht werden sollten. „Nichts darf im gesellschaftlichen Engagement gegen die neonazistischen Gesinnungstäter ausgeschlossen werden“, hieß es in der Broschüre, in der Sozialdemokraten unter anderem verboten wurde, mit konservativen Zeitungen zu reden.

2009 dann die Krönung: Annen zog mit 45 Prozent im Wahlkreis Hamburg-Eimsbüttel in den Bundestag ein. Neben seinem Steckenpferd Rechtsextremismus versuchte er sich als Außenpolitiker zu profilieren. Bis 2008 das jähe Ende kam. Er unterlag in einer Kampfabstimmung um die Bundestagsnominierung gegen den Hamburger Juso-Vorsitzenden Danial Ilkhanipour mit einer Stimme und schied 2009 aus dem Parlament aus. Annen brauchte einige Zeit, um den Schock zu verarbeiten. Doch die SPD ließ ihm seinen Posten im Parteivorstand und parkte ihn zum Überwintern in der Friedrich-Ebert-Stiftung. Er nutze die Zeit und machte 2010 an der Humboldt-Universität in Berlin doch noch seinen Studienabschluß (Bachelor). Danach folgte eine Tätigkeit für den German Marshall Fund in Washington und 2011 ein Master of International Public Policy an der Johns Hopkins University. Seitdem arbeitet er für die Friedrich-Ebert-Stiftung in Berlin und plant seine Rückkehr. Nun wurde Annen im als sicher geltenden SPD-Wahlkreis Eimsbüttel nominiert. Auf seiner Internetseite kündigte er bereits an, nach der Wahl den „Kampf gegen Rechts“ auf eine neue Stufe heben zu wollen. Entsprechende Projekte müßten endlich „unbürokratisch, langfristig und auskömmlich“ gefördert werden.Und Niels Annen meint es ernst.

www.nielsannen.de

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