© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  36/13 / 30. August 2013

Frisch gepresst

Israel und Islam. Radikale Moslems haben ein Problem mit Israel.Zu dieser überraschenden Erkenntnis kommt der zum Christentum konvertierte ägyptische Ex-Muslim Mark A. Gabriel in seinem Buch „Israel in Gefahr“. Was genau der nächste Schachzug des Islam im Kampf gegen die Juden ist, verrät er dem Leser zwar nicht. Dafür versucht er sich an einer historischen Herleitung des islamischen Antisemitismus und einer ausschließlich religiös gedeuteten Israelfeindschaft vieler Muslime. Die Aufzählung zahlreicher antijüdischer Fatwas, Zitate von Irans Ex-Präsident Mahmud Ahmadinedschad und die Analyse islamischer Endzeitprophetien klammern soziale oder wirtschaftliche Faktoren allerdings aus. Insofern fallen auch Gabriels Lösungsansätze wie eine moderne Interpretation des Korans in diese Kategorie und zeugen zudem von wenig Realismus. Das Bild einer geschlossenen islamischen Front gegen Israel entspringt eher der christlich-zionistischen Weltsicht des Autors als einer Würdigung der Fakten. (tb)

Mark A. Gabriel: Israel in Gefahr – Der nächste Schachzug des Islam gegen die Juden. Resch-Verlag, Gräfelfing 2013, broschiert, 225 Seiten, 15,90 Euro

 

Heimat. Was Geborgenheit gibt und Liebe hervorzurufen vermag, Stadt, Land, Fluß, der Mensch, der Gott, das Paradies – das sei „Heimat“. Diese Definition des Lübecker Publizisten Martin Thoemmes besticht weder durch Originalität noch durch Klarheit. Aber auch bedeutendere Denker, wie Martin Heidegger, dessen Reflexionen über Heimat den Ausgangspunkt für Thoemmes’ Essay bilden, liefern zu dieser „existentiellen“ Thematik mehr Fragen als Antworten. Allerdings findet man in der anspruchsvolleren „Heimat“-Philosophie nach 1945 nirgends eine derart peinliche politische Anbiederung wie in Thoemmes’ geschichtsklitternder These, die „Vertreibungsverbrechen“, die zwölf Millionen Deutsche ihrer Heimat beraubten, dürften „nur vor dem Hintergrund der ursprünglicheren Verbrechen Deutscher an ihren Nächsten“ erinnert werden. Wenn dann noch für „simultane Heimaten“ der hier „eingebürgerten Immigranten“ aus islamischen Weltgegenden geworben wird, schließt man das von Karl Kardinal Lehmann bevorwortete Büchlein im resignativen Bewußtsein, den Belästigungen des Zeitgeistes fast nirgends entkommen zu können. (ft)

Martin Thoemmes: Kann noch Heimat sein? Variationen zu den letzten von Martin Heidegger niedergeschriebenen Worten. Eisenhut Verlag, Hagen 2013, broschiert, 55 Seiten, 8,90 Euro

 

Historisches Kalenderblatt

30. August 1973: Das ZDF kündigt das „antiautoritär und emanzipatorisch“ angelegte Fernsehprojekt „Rappelkiste“ (läuft bis 1984) speziell für Vorschulkinder an. Dessen pädagogische Konzepte sind explizit „antibürgerlich“ und stark vom Zeitgeist der 68er geprägt.

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen