© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  38/13 / 13. September 2013

Blick in die Medien
Der neue Renner im Netz: NSA-Codefellas
Toni Roidl

Die US-Zeitschrift Wired ist ein Magazin für Technologiebegeisterte und -verrückte. Der Inhalt des auch auf deutsch erscheinenden Heftes dreht sich um Computer, Internet und Design. Dadurch hat das Heft eine politische Komponente, die sich stark gegen Überwachung wendet. Das amerikanische Wired erreicht weltweit Millionen Leser. Die deutsche Ausgabe fristet ein Nischendasein.

In der Video-Sektion des Internetauftrittes ist nun eine Serie zu sehen, die das „wahre Innenleben“ der NSA zeigt. Die Zeichentrick-Episoden spielen in der US-Überwachungszentrale. Hauptdarsteller der ausgezeichnet illustrierten Animationen sind Agent Henry Topple und seine Assistentin Nicole Winters. Topple sieht aus wie eine Karikatur des niederländischen Opernsängers Dolf Brouwers.

Topple ist ein US-Agent vom alten Schlag: Er begreift sich als Patriot und darum findet er nichts dabei, im Interesse seines Landes willkürlich Bürgerrechte außer Kraft zu setzen – es ist schließlich für Amerika! Auf seinem Schreibtisch stapeln sich Bücher, hinter ihm verstauben alte Schreibmaschinen und beim Telefonieren spielt er unablässig mit seinem Benzinfeuerzeug.

Auf Winters’ Schreibtisch stehen nur ein Computer und eine Kaffeetasse. Sie muß Internetseiten und E-Mail-Fächer hacken. Aus diesen Daten zieht Topple wiederum ständig falsche und absurde Schlüsse. So glaubt Topple, daß das Regime aus Nordkorea verschlüsselte Botschaften sendet, doch es handelt sich nur um eine Einladung zur Pensionierungsfeier eines Kollegen.

Winters weiß, daß Topple auf dem Holzweg ist, doch er läßt sich von ihrem Widerspruch nicht beirren: Er sieht überall Agenten, Doppelagenten und Anschlagspläne. Als Comic-Komödie ist das lustig. Wenn man sich klarmacht, daß es von der Wirklichkeit vermutlich nicht weit entfernt ist, ist es weniger komisch.

www.videos.wired.com

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